Autobiografie des Supergitarristen
Eric Claptons Leben
Rock- und Bluesgitarristen, die das mörderische Business überlebt haben und mit 62 eine tatsächlich selbst verfasste Autobiografie vorlegen können, sind rar. Eric Clapton, hält ohne jedes Selbstmitleid und schonungslos Rückschau.
8. April 2017, 21:58
Sucht ist ein rätselhaftes Phänomen.
Eigentlich wollte Eric Clapton, als einziger Musiker drei Mal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, die Abfassung seiner Autobiographie seinem Freund Christopher Simone Sykes als Ghostwriter überlassen. Als er jedoch die ersten Kapitel las, fand er sich darin nicht wieder. "Das war nicht ich", befand er und ging daran, selber über sein Leben zu schreiben. "Mein Leben" ist auch der schlichte Titel des Werks, das jetzt auch in deutscher Fassung als Hörbuch erschienen ist.
Sowohl über seine Musikerkarriere als auch über seine persönliche und zu einem nicht geringen Teil auch tragische Geschichte berichtet Clapton sparsam, auf das Wesentliche konzentriert und mit selbstkritischer Distanz, die ihm erst aus seiner heutigen, gefestigten und glücklichen Lebenssituation möglich ist.
Fasziniert vom Blues
Da war das verwirrende Kapitel der Kindheit des 1945 geborenen Eric: Jahrelang hielt der Kleine die Großeltern für seine Eltern und seine tatsächliche Mutter für eine ältere Schwester. Eine zum Schutz des Kindes gedachte Inszenierung, die so lang hielt, bis der Bub dahinter kam und prompt von seiner Mutter abgewiesen wurde.
Da war die Musik, vor allem der Blues der 1930er und 1940er Jahre, der Eric faszinierte und ihn so in den Bann zog, dass er selbst Gitarre zu spielen begann. Da waren Jahre des Übens, Jam Sessions und Auftritte in wechselnden Formationen, ehe er bei den legendären Yardbirds landete. Wenn Clapton über Musik erzählt, wird klar, wie stark die britische Musikszene der 1960er Jahre und zum Teil auch die amerikanische miteinander verflochten waren. Man kannte einander und interessierte sich nicht nur für die eigene Musik.
"Clapton is God"
Clapton war 20, als er zu John Mayall und den Bluesbreakers stieß und durch seine Virtuosität derart populär wurde, dass sein Name von Fans auf Hauswände gesprayt wurde. "Clapton is God" war da zu lesen. Es folgte die musikalisch intensive und von persönlichen Spannungen gekennzeichnete Zeit mit Ginger Baker und Jack Bruce in der Drei-Mann-Band Cream, danach die kurzlebige Supergroup Blind Faith mit Steve Winwood.
Die Zusammenarbeit mit dem stillen Beatle George Harrison wurde intensiver, und Clapton verliebte sich in dessen Frau Patty, die er heftig, sogar mit Selbstmorddrohungen umwarb. Es dauerte Jahre, bis sie George verließ. Die spätere Ehe mit Eric war nicht glücklich. Für Patty schrieb Clapton einen seiner berühmtesten Songs: "Layla".
Abhängigkeit und Heilung
Immer stärker bestimmten Rauschmittel das Leben des Musikers. Den Anbruch der 1970er Jahre erlebte Clapton bereits als Heroinsüchtiger. Von der Heroinsucht glitt Clapton nahtlos in den Schwerstalkoholismus. Diese Abhängigkeit erwies sich als hartnäckiger. Nachhaltige Hilfe fand er schließlich bei den Anonymen Alkoholikern.
Schon während seiner Ehe mit Patty war er Vater zweier Kinder aus losen Beziehungen geworden. Nach der Scheidung 1989 sah er sich mit mehreren tragischen Erlebnissen konfrontiert. Sein Musikerkollege Stevie Ray Vaughan starb bei einem Helikopterabsturz. Claptons vierjähriger Sohn Conor fiel in Manhattan aus dem 53. Stock eines Wohnhauses. Als Teil der Trauerarbeit schrieb Clapton den Song "Tears in Heaven", der ebenso wie die Unplugged-Session für MTV mit dem Grammy ausgezeichnet wurde.
Bis heute ist Clapton musikalisch aktiv und frei von Süchten, privat glücklich verheiratet und Vater dreier Töchter mit seiner Frau Melia. Im Epilog seiner Autobiografie resümiert Clapton:
Die Musik überlebt alles, und wie Gott ist sie allgegenwärtig. Sie braucht keine Hilfe und überwindet jedes Hindernis. Sie hat mich immer gefunden, und mit Gottes Segen und Erlaubnis wird sie das auch weiter tun.
Hör-Tipp
Hörbücher, Dienstag, 25. Dezember 2007, 18:15 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Buch-Tipp
Eric Clapton, "Mein Leben", aus dem Englischen übersetzt von Kristian Lutze und Werner Schmitz, Verlag Kiepenheuer & Witsch
Hörbuch-Tipp
Eric Clapton, "Mein Leben", gelesen von August Zirner, gekürzte Hörfassung, 5 CDs, Gesamtspieldauer: 5 Stunden 39 Minuten, Roof (Indigo)