Auch mit 75 höchst aktiv

Frankfurter Schule

Am 25. Dezember 2007 wurde Heinz Sauer 75 Jahre alt. Der Saxofonist Sauer zählt zu den bedeutendsten Jazzmusikern Deutschlands und zu den wichtigsten europäischen. Er zählt zu den wichtigsten Exponenten der sogenannten Frankfurter Schule.

Der Saxofonist Heinz Sauer feierte am 25. Dezember 2007 seinen 75. Geburtstag. Sauer zählt zu den bedeutendsten Jazzmusikern Deutschlands und zu den wichtigsten europäischen. Trotzdem werden sich vielleicht manche Jazzfreunde in Österreich, die mit der deutschen Szene nicht vertraut sind, fragen: Wer ist eigentlich Heinz Sauer?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach: einer der wichtigsten deutschen Jazzmusiker der letzten 50 Jahre und zusammen mit dem leider verstorbenen Albert Mangelsdorff wohl der bedeutendste Exponent der sogenannten Frankfurter Schule.

Jazzhauptstadt Frankfurt

Ich hatte das Glück, Heinz Sauer bei seinen ersten Schritten auf dem Frankfurter Jazzparkett zu erleben, denn ich lebte zu dieser Zeit in der damals unbestrittenen deutschen Jazzhauptstadt.

Damals, das waren die Jahre zwischen 1953 und 1970 und Frankfurt gründete seinen Ruf nicht nur darauf, dass sich dort ansässige Musiker wie die Mangelsdorff-Brüder Albert und Emil, Carlo Bohländer, Horst Lippmann und viele andere regelmäßig in der Kleinen Bockenheimer Straße im Jazzhaus und im Jazzkeller trafen (den die genannten Musiker gewissermaßen eigenhändig vom Bombenschutt ausgeschaufelt hatten), sondern auch auf die Tatsache, dass in der Stadt am Main 1953 das erste deutsche Jazzfestival veranstaltet wurde, dem noch viele weitere folgen sollten.

Coltrane war Vorbild

Es war zu Beginn der Sechzigerjahre, als Heinz Sauer im Frankfurter Jazzkeller auftauchte, wo damals noch täglich Live-Jazz gespielt wurde. John Coltrane hatte gerade seine wegweisenden Alben "Giant Steps" und "My Favorite Things" herausgebracht und Heinz Sauer war einer der ersten, der sich diese Musik, die damals für viele noch unverständlich war, zu Eigen machte. Er war schon in jungen Jahren ein reifer Musiker, der sein Instrument total beherrschte und die komplizierten Linien Coltranes spielen konnte, als wären es seine eigenen.

In der Tat war es kein Nachspielen, sondern eigenschöpferische Kreativität, die in sehr rasch in die erste Garde der deutschen Jazzmusiker aufsteigen ließen. Äußeres Anzeichen war die Aufnahme in die diversen Formationen Albert Mangelsdorffs sowie die Mitwirkung beim Jazzensemble des Hessischen Rundfunks und der Gruppe Voices.

Preise und Plattenproduktionen
Inzwischen hat Heinz Sauer mit unzähligen bedeutenden europäischen und amerikanischen Musikern zusammengespielt, hat zahlreiche eigene Formationen geleitet und ist auf einer Vielzahl von Tonträgern vertreten, die wiederholt mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet wurden.

1991 erhielt er den Jazzpreis des Landes Hessen, 1999 den deutschen Jazzpreis. Seine jüngsten Plattenproduktionen, die er mit dem Pianisten Michael Wollny eingespielt hat, stammen aus den Jahren 2005 und 2006 und beweisen, dass Heinz Sauer auch mit 75 Jahren höchst aktiv ist. Mit Übernahme des Heinz Sauer gewidmeten dreistündigen Porträts des Hessischen Rundfunks schließt sich der ORF den Gratulationen zum 75. Geburtstag an.

Hör-Tipp
Jazznacht, Sonntag, 30. Dezember 2007, 00:05 Uhr

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Heinz Sauer