Der Traum vom guten Leben - Teil 1

Auf zu neuen Ufern

Die Jagd nach dem Glück ist ein Phänomen, das die Menschen schon immer geleitet hat. In ihrer Lebensplanung stecken sich viele Menschen konkrete Ziele. Diesem inneren Auftrag ordnen sie ihre Partnerwahl, die Karriere und Freizeitgestaltung unter.

Auf der Suche nach dem "Traum vom guten Leben" wurden Ozeane überquert und Berge versetzt. Die Jagd nach dem Glück ist ein Phänomen, das nicht nur die Entdecker und Eroberer des 15. Jahrhunderts leitete, erklärt die Psychologin und Logotherapeutin Boglarka Hadinger aus Tübingen.

Doch der Erfolg, das geglückte Leben, stellt sich nicht immer ein. Manchen Menschen wird erst in der Krise bewusst, dass ihr Leben, und wie sie dieses gestalten, nicht mit den ureigensten Bedürfnissen übereinstimmt. Dann stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, was man tut. Und: ob man tatsächlich am richtigen Weg ist.

Kindheitsträume

Können Lebensträume krank machen? Wann richten sich die Utopien gegen den Träumenden? Gibt es Indizien dafür, dass ein Mensch in der Gestaltung seines Lebenstraumes am richtigen Weg ist? Boglarka Hadinger meint dazu: "Einmal ist wichtig, dass Beziehungen zu anderen Menschen gelingen: Zur Familie oder zu Freunden."

Zu einem geglückten Leben gehöre auch dazu, seine individuellen Visionen und Träume in den Dienst anderer Menschen zu stellen und nicht nur im eigenen Interesse zu handeln. Und: Es sei wichtig, sich selbst treu zu bleiben.

Doch: Wann weiß ich, ob ich mit mir eins bin oder nicht? Aus psychologischer Sicht sei es laut Hadinger wichtig, dass man sich nicht verfälschen oder verleugnen muss, dass man seine wichtigsten Begabungen leben durfte.

Ersehntes erleben

Für den Coach und Lebensberater Michael Mary aus Schadeland bei Hamburg haben Lebensträume immer zwei Ebenen. "Zum einen gibt es die Ebene der Symbole: das Haus, das neue Auto, der Traumurlaub. Dahinter aber steht eine Zustandsebene, nämlich das, was man sich von dem Symbol erwartet."

Ein Symbol transportiert ein Versprechen, das es aus sich heraus nicht halten kann. Wie lässt sich aber feststellen, ob man einem leeren Versprechen nachjagt? Oder ob man den Sinn des Symbols bereits praktisch in sein Leben übersetzt hat? Entscheidend sei, dass man auf dem Weg zum Ziel bereits etwas von dem Ersehnten erlebe, erklärt Michael Mary.

Die Glückslüge

Wenn man dieses Ziel endlich erkannt hat, wenn man die unbewussten Wünsche hinter dem Symbol entdeckt hat, gäbe es viele Wege, dorthin zu gelangen. Dass aber mit Kniffs und Tricks das Glück lernbar wäre, dass "der Traum vom guten Leben" nur eine Frage der Strategie sei, dagegen verwehrt sich Michael Mary.

Er spricht von einer Glückslüge: "Das ist ein Versprechen, dass das Glück lernbar wäre. Dagegen verwehre ich mich. Denn wir sind eingebettet in Beziehungen und Gesellschaften. Außerdem ist Glück ein Kontrastphänomen. Glück macht nur Sinn, wenn es auch Unglück gibt."

Anleitung zur Selbstliebe

Die Menschen, die Michael Mary kontaktieren, tun dies oft via Internet. Dieses Medium verleiht eine größtmögliche Anonymität. Als Coach könne er seinen Klienten so vor allem Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, erklärt Michael Mary. Er hat darum Arbeitsprogramme entwickelt, die er Interessenten anbietet. Mit seinem Projekt "Anleitung zur Selbstliebe" möchte er helfen, den Kontakt zur eigenen Geschichte und damit zur eigenen Person wieder herzustellen, und zwar in Form eines Tagebuches, das der Klient selbst verfasst.

Michael Mary gibt aber konkrete Arbeitsschritte vor. Ihm sei es wichtig, die rein kognitive Ebene des Lesens durch die des Handelns zu erweitern. Alle Stationen dieser "Anleitung zur Selbstliebe" sind Möglichkeiten, um sich mit der Gegenwart zu befassen. Denn die Reflexionen über die eigene Kindheit, zum Beispiel, die erste Liebe oder das erste Weihnachtsfest, diese Gedanken helfen, sich selbst gegenüber mehr Geduld zu entwickeln.

Mehr dazu in oe1.ORF.at
Die Entdeckung des Selbst
Trautes Heim, Glück allein
Das verlorene Paradies

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 7. Jänner bis Donnerstag, 10. Jänner 2008, 9:05 Uhr