Die Familie Hörbiger

Dynastie

Vom Hörbighof in Thierbach in der Tiroler Wildschönau hat sich der Orgelbauer Alois Hörbiger aufgemacht, um Karriere zu machen. 80 Orgeln hat er auf dem Gebiet der k.u.k.-Monarchie hinterlassen, ebenso wie eine berühmte Nachkommenschaft.

1966 wurden die Österreicher noch ohne Fußball narrisch vor lauter Siegestaumel. Der Barde Udo Jürgens gewinnt den "Grand Prix de la Chanson", heute Eurovisions-Songcontest, mit der Ballade "Merci, Cherie!" - unter tatkräftiger Mitwirkung eines Hörbigers. "Thommy Hörbiger fand dieses international verständliche Wort 'Merci' und ich schlug dazu am Klavier F-Dur an", erinnert sich Udo Jürgens an die Genese des Schlagers. Neben dieser Sternstunde der beruflichen Zusammenarbeit schlägt sich Udo Jürgens mit Thomas Hörbiger, Sohn des Volksschauspielers Paul Hörbiger, so manche Nacht in Münchner Szenelokalen um die Ohren.

"Der alte Sünder" Paul Hörbiger gehört zu den Säulenheiligen des deutschsprachigen Unterhaltungsfilms. Er schlüpft vor der Kamera in etwa 250 mehr oder weniger unterschiedliche Rollen. Als Alpenkönig Astralagus bringt er seinen leiblichen Bruder Attila, der den Menschenfeind Rappelkopf gibt, zur Raison.

Mit Ventilen zu Ruhm und Reichtum

Attila Hörbiger ist ein echter k.k.-Ungar. 1896 erblickt er in Budapest das Licht der Welt. Für seinen Vater Hanns Hörbiger wird es ein äußerst erfolgreiches und produktives Jahr: Die Geburt des vierten Sohnes, die Einreichung eines Patents für ein massearmes, reibungsfreies Ventil, welches ihm Ruhm, Ehre und finanziellen Erfolg einbringen wird, sowie die Epiphanie der Welteislehre, die Hanns Hörbiger zum Welteis-Guru werden lässt.

Das Hörbiger-Ventil verbindet den Namen mit der Wirtschafts- und Technikgeschichte. Heute noch heißt ein internationaler Konzern Hoerbiger, der alljährlich neue Verfeinerungen von Hanns Hörbigers Ventil-Erfindung beim österreichischen Patentamt einbringt.

Künstlerische Nachkommen

Populärer und berühmter jedoch als die technischen Finessen im Ventilbau ist die künstlerische Nachkommenschaft Hanns Hörbigers. Seine Enkelinnen sind die drei Schauspielerinnen-Schwestern Elisabeth Orth, Christiane und Maresa Hörbiger. Seine Urenkel tragen zwar nicht mehr diesen erfolgserprobten Familiennamen, sind aber ganz und gar echte Hörbigers: Elisabeth Orths Sohn Cornelius Obonya ist Burgschauspieler - wenn er nicht gerade als Radio- und Fernsehsprecher engagiert ist.

Christiane Hörbigers Sohn Sascha Bigler pendelt zwischen Los Angeles und Wien, schreibt Drehbücher für "Soko Donau" und arbeitet als Regisseur für "Tom Turbo". Maresa Hörbigers Nachkomme Manuel Witting reüssiert voriges Jahr in Peter Turrinis "Diener zweier Herren" im Theater an der Josefstadt.

Begabung aus Tirol

Woher aber kommt all diese kreative Energie? Die Antwort hat der Politiker Sixtus Lanner parat: "Die künstlerische Begabung haben die Hörbigers aus der Wildschönau in Tirol." Sixtus Lanner ist selbst ein Wildschönauer und ein ausgewiesener Kenner der Hörbiger-Familiengeschichte, die ihren topographischen Ausgangspunkt auf 1.400 Metern Seehöhe im romantischen Örtchen Thierbach hat. Dort steht heute noch der Hörbig-Hof. Von diesem brach der 20 Jahre alte Alois Hörbiger im Jahre des Heils 1830 auf. Seine Mission: Orgelbauen und Dynastie gründen. Mission erfüllt!