Interview mit Ethan und Joel Coen

Nichts für alte Männer

2008 war "No Country for Old Men" der Sieger der Oscar-Nacht mit vier Academy Awards. Im Interview sprechen die beiden Regisseure über ihren Film.

Joel und Ethan Coen sind neben den belgischen Dardennes das berühmteste Regie-Brüderpaar der Filmgeschichte. Seit ihrem Filmdebüt "Blood Simple" (1984) haben die Coens alle ihre Filme gemeinsam geschrieben, inszeniert und oft auch (unter Pseudonym) geschnitten.

Auch ihren Themen sind sie all die Jahre treu geblieben: sarkastisch düstere Abrechnungen mit dem american way of life, getragen von enormem Wissen um amerikanische Populärkultur und großem inszenatorischen Können.

Zu ihren besten Streifen zählen der Thriller "Fargo", für den sie einen Drehbuch-Oscar erhalten hatten, die Komödie "The Big Lebowski" und die Südstaaten-Odyssee "O Brother Where Art Thou?". Die Cormac-McCarthy-Verfilmung "No Country for Old Men" brachte dem als mundfaul und lakonisch bekannten Brüderpaar heuer insgesamt vier Oscars ein.

Wie viel Rot verträgt eine Szene?

Auch wenn der Film in der Vergangenheit spielt, so lasse er sich doch nicht vom heutigen Amerika trennen, meinen die Coens im Interview mit Hans Langsteiner, denn die conditio humana bleibe auch unabhängig von der Gegenwart oder ihren Anfängen immer gleich.

Zum Vorwurf, der Film sei fast eine Gewaltorgie, entgegen sie, Gewalt sei auch eine Frage des Designs, "etwa auch wie viel Rot eine Szene verträgt. Es geht da auch um Geschmacksfragen viel eher als um allgemeine Regeln." Sie gestehen aber ein: "Andererseits muss man sich schon der Wirkung bewusst sein, wenn man Gewalt zeigt. In diesem Sinn ist es enorm wichtig, wie sorgfältig man hier dosiert."

Abgesang auf die Mythen des Western?

Der Film handle schon auch vom allmählichen Untergang dieser Werte, so die Coens. Der Monolog des alten Sheriffs zu Beginn sei ja ein Rückblick auf die alten Zeiten, die Erkenntnis, dass sich die Zeiten unwiderruflich geändert hätten und zwar nicht zum Besseren. "Es ist nur die Frage, ob das stimmt oder nicht einfach eine Alterserscheinung ist, darum geht es im Roman und davon sollte auch der Film handeln".