Beste Dokumentation: "HalbesLeben"
Großer Diagonale Preis an Götz Spielmann
Der Große Diagonale-Preis für den besten Spielfilm wurde Samstagabend in Graz an Götz Spielmann für seinen Film "Revanche" verliehen. Zum besten Dokumentarfilm wurde "Halbes Leben" von Marko Doringer gekürt.
8. April 2017, 21:58
Der 47-jährige Götz Spielmann zeigt in seinem Streifen "Revanche" die Geschichte des Pärchens Alex und Tamara - sie eine Prostituierte, er ein Handlanger des Chefs. Gemeinsam überfallen sie eine Bank, um mit dem Geld durchzubrennen. Bei der Flucht fällt ein Schuss, Tamara wird getroffen und stirbt. Die Beute ist für Alex nichts mehr wert und er macht sich auf den Weg, den Tod seiner Geliebten zu rächen.
Filmemacher Marko Doringer geht in seinem bei der Diagonale prämierten Dokumentarfilm "Halbes Leben" der eigenen Lebenskrise auf die Spur und hinterfragt sein eigenes Leben, sowie die Lebensentwürfe der besten Freundinnen und Freunde und der Familienmitglieder.
Weitere Preise
Der Diagonale-Preis für Innovatives Kino wurde geteilt zwischen "Running Sushi" von Mara Mattuschka und "Vertigo Rush" von Johann Lurf. Den Preis der Diözese Graz-Seckau für den besten Kurzdokumentar- oder Kurzspielfilm erhielt Emanuel Danesch für "livesafelyineurope". Als bester Nachwuchsfilm wurde "Wir bitten Dich, verführe uns! We beg you to seduce us!" von Carola Schmidt mit dem Preis der Jugendjury (4.000 Euro) ausgezeichnet. Eine lobende Erwähnung gab es für die Miniserie "tschuschen:power" von Jakob M. Erwa.
Für die beste Bildgestaltung wurden ebenfalls der Spielfilm "Revanche" (Kamera: Martin Gschlacht") und der Dokumentarfilm "Der Weg nach Mekka" (Kamera: Joerg Burger) preisgekrönt. Für den Schnitt erhielten der Spielfilm "Import Export" und die Dokumentation "drent und herent" den Diagonale-Preis des Verbandes Film- und Videoschnitt.
Sanfte Kritik der Jury
Der Carl-Mayer-Drehbuchpreis der Stadt Graz wurde ebenfalls am Samstag verliehen: Der Hauptpreis in der Höhe von 14.500 Euro ging an Markus Mörth für "Pony", der Förderungspreis (7.200 Euro) wurde in diesem Jahr nicht vergeben, da "das Potenzial für einen Kinofilm offensichtlich sein sollte". Für das nächste Jahr erhoffe sich die Jury wieder "besser durchdachte und ausgearbeitete Stoffe". Der Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in der Höhe von 16.600 Euro erging an Peter Röhsler - der Förderungspreis (7.300 Euro) an Dariusz Krzeczek und Martina Kudlacek.
Der Thomas Pluch Drehbuchpreis (11.000 Euro) erhielt Ernst Gossner für das Drehbuch zu "South Of Pico". Der Förderpreise für die beiden besten Drehbücher von Nachwuchsautoren in der Höhe von jeweils 5.500 Euro ergingen an Lukas Miko für "Das gefrorene Meer" sowie Libertad Hackl und Lena Kammermeier für "Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin".
Diskussion zur Medienpädagogik
Eine Diskussion mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) hat am Samstagnachmittag den Abschluss des von Intendantin Birgit Flos initiierten Diagonale-Schwerpunktes "Plattform: Medienbildung und Vermittlung. Filme Sehen Lernen" gebildet. Dabei sollte eine verstärkte Verankerung des Lehrinhaltes Film im heimischen Schul- und Uni-System erörtert werden. Schmied meinte, dabei, es stelle sich die Frage, wie der Paradigmenwechsel gelinge - Innovation brauche Pioniere, sie könne nicht verordnet werden. Deshalb müssten müssten die entsprechenden, vorhandene Kräfte gestärkt und die Möglichkeitsräume geschaffen werden.
Ministerin Schmid erklärte, sie habe im Jänner im Ministerium eine Stabsstelle für Kunst- und Kulturvermittlung eingerichtet, die eine bessere Vernetzung koordinieren solle. Den Oscar-Erfolg des Films "Die Fälscher" werde man mit einer Präsentationswoche in den österreichischen Programmkinos jeder Landeshauptstadt nützen. In der Zeit von 14. bis 18. April würden Schüler und Lehrer sich auf die Thematik des Streifens vorbereiten und ihn sehen, sie rechne mit rund 10.000 Schülern. Das Filmteam und die Verleihfirma sind wie auch Zeitzeugen bei moderierten Gesprächen dabei.
Notwendige Entscheidungen
Wenn es um die Innovation gehe, z.B. das Medium Film und Medienwelten zu vermitteln, im Unterricht oder auf der Uni, dann laufe das immer zulasten anderer Fächer, so Christian Holzmann, der Fachdidaktik Englisch (u.a. zu Media Studies) an der Wiener Uni sowie an Schulen unterrichtet. Wolle man das, könne man nicht gleichzeitig alles andere bewahren wollen, so Holzmann zum Pflichtfach "Medienwelten". Auf der Anglistik der Uni Wien gebe es eine ganz starke Vermittlungsschiene: Er sehe da auch die Zukunft im Miteinander mit den Schülern und Studenten: "Die haben oft keine Berührungsängste und organisieren viel selbst, da brauche ich gar nicht mehr viel zu tun. Das geht alles, und es geht mit gar nicht so viel Aufwand", so Holzmann zum in der Diskussion angesprochenen Klischee des "engagierten, aber sich selbst ausbeutenden Lehrers".
Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, plädierte für eine doppelte Erfahrbarkeit des Mediums Film. Er erinnerte an eine von der zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding gestartete Initiative. "Dabei sind unsere Angebote richtiggehend gestürmt worden. Allein unsere öffentliche Filmfachbibliothek ist ein ein unglaublicher Vermittlungsschritt." Man habe von 2002 weg Fächer aufgemacht, so gebe es moderierte Termine für Schüler, Programme für Lehrer zur Fortbildung und mit dem "Focus Film" gehe man selbst in Schulen, wobei man die Veranstaltungen mit den Fachlehrern in kleinen Gruppen mache.
Claudia Preschl, Vizerektorin der Wiener Uni für Musik und darstellende Kunst, kann sich in ihrem Bereich mehr Dialog nach außen vorstellen - "in der Kooperation mit anderen Instituten und der Filmbranche. Ich begreife die Filmemacher selbst als ganz wesentliche Vermittler." Im Hause selbst habe man in der Musikpädagogik eine hoch qualifizierte Ausbildung, in der man aber leider zu wenig Medienkompetenz vermittle. Hier biete sich eine große Chance, mehr zu sensibilisieren und das Medium Film zu integrieren. Sie sei für ein Ausbildungsmodul "Medienausbildung", so Preschl. In diese Kerbe schlug auch Andrea Braidt vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Uni Wien: Ein eigenes Fach Medienausbildung müsse es geben, eine Ausbildung für alle Lehrer, zusätzlich zur schon existierenden Vermittlung des Mediums Film durch diverse Institutionen.
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