Auf neuen Spuren
Mathias Rüegg
Neben der Gründung des Kultensembles Vienna Art Orchestra fanden seine Ideen Niederschlag in der Zusammenarbeit mit Theatermachern, Lyrikern, klassischen Klangkörpern und vielem mehr. Mathias Rüegg vereint Schweizer Gründlichkeit und Wiener Charme.
8. April 2017, 21:58
Als vor mehr als 30 Jahren ein junger Schweizer Pianist beschloss, seine Zelte in Wien aufzuschlagen um dort seinen Lebensunterhalt als Musiker zu frönen, ahnte man wahrscheinlich kaum, dass jener für die heimische Musikszene zur Galionsfigur werden sollte. Der Jazz befand sich in einer latent stillen Präsenz und war hauptsächlich in Nachtclubs und kleinen Clubs zu erfahren, aber dennoch für Interessierte und Aktive von enormer Wichtigkeit.
Von Visionen beseelt erschien nun Mathias Rüegg auf dem Podium des kleinen Jazzzirkus' und versprühte neben Charisma und Ideenreichtum auch die praktische Umsetzung seiner musikalischen Vorstellungen, und die waren umfangreich. Abgesehen von der Gründung des Kultensembles Vienna Art Orchestra, wobei er von einer anderen Musikerlegende, nämlich Wolfgang Puschnig, unterstützt wurde, fanden seine Ideen Niederschlag in der Zusammenarbeit mit Theatermachern, Lyrikern, klassischen Klangkörpern und vielem mehr.
Einer der schönsten Jazzclubs der Welt
Als er 1993 die Installation des Wiener Jazzclubs Porgy und Bess initiierte, war ein weiterer Meilenstein nicht nur in seiner Karriere, sondern auch für die stetige Entwicklung im österreichischen Jazz gelegt. Wie ein Magnet zieht der zu den schönsten Clubs der Welt zählende seither sowohl Musikschaffende aus aller Welt und zahlreiches Publikum an - wer schon einmal im Porgy gespielt hat, kann damit seine Biografie bereichern.
Um all diese Projekte Realität werden zu lassen, benötigt es auch enormes organisatorisches Geschick und auch die Gabe zu erkennen, an wen man sich wenden könnte, um diverse Budgets zur Finanzierung zu erhalten - ohne "göd ka musi" sozusagen. Auch für diese Aufgaben ist Mathias Rüegg der Richtige, liegt es an seinem spröden Schweizer Charme oder seinem integeren Auftreten, oder einfach dem Gespür für die entsprechenden Unterstützungsgremien, Hartnäckigkeit und Ehrgeiz seinen Visionen praktische Nahrung zu geben - was auch immer es ist, der Erfolg gibt ihm Recht und dieser zeichnet sich auch in diversen Ehrungen und Würdigungen aus.
Aktuelle Projekte
Der jugendliche 55-Jährige widmet sich zurzeit seinen neuesten Ideen kammermusikalischer Natur. Auch dieses Projekt wird mit Sicherheit die entsprechende Anerkennung und Aufmerksamkeit finden.
Erfolg macht oft neidisch, das weiß man ja bekanntlich, und auch Mathias Rüegg polarisiert. Ich nehme an das wird ihm egal sein, kann ihm auch. Wenigen ist eine Karriere wie diese beschieden, ohne gleich viele Jahre über dem großen Teich zu verbringen.
Charismatische Schweizer Gründlichkeit und der Wiener leicht melancholische Charme dürften anscheinend ganz gut zusammen passen. Hoffentlich auch in Zukunft.
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Gespräch mit Mathias Rüegg
Vienna Art Orchestra vor dem Aus?
30 Jahre Vienna Art Orchestra
Hör-Tipp
Die Österreich 1 Jazznacht, Samstag, 19. April 2008, 23:30 Uhr
Link
Vienna Art Orchestra