Nina Stemme erstmals als Brünnhilde

Nächste Runde im Staatsopern-"Ring"

Am Sonntag ging die Neuinszenierung von Richard Wagners "Ring des Nibelungen" an der Wiener Staatsoper in die nächste Runde. Nina Stemme stand dabei erstmals als Brünnhilde auf der Bühne. Österreich 1 übertrug live.

Mit dem ersten Auftritt von Nina Stemme als Brünnhilde und Stephen Gould in der Hauptrolle ging am Sonntag, 27. April 2008, die Neuinszenierung von Richard Wagners "Ring des Nibelungen" an der Wiener Staatsoper in die nächste Runde. Die vorangegangene "Walküre"-Premiere hatte für gespaltene Meinungen zur Regie und so gut wie einhellige Begeisterung für Franz Welser-Möst gesorgt, nachdem der Premieren-Abend selbst durch die versagende Stimme des Wotan-Darstellers geprägt war.

Gelungene Premiere
Mit starker Zustimmung für alle Sänger, allen voran Nina Stemme bei ihrem Debüt als Brünhilde und Stephen Gould in der Titelrolle endete am Sonntagabend die "Siegfried"-Premiere in der Wiener Staatsoper. Regisseur Sven-Eric Bechtolf blieb seiner Linie treu und konzentrierte sich auf Dienst nach Wagners Vorschrift, ohne sich zu einer Interpretation durchzuringen. Das Publikum war größtenteils angetan, wenige Buhrufer wurden überjubelt.

Bechtolf inkludierte einige Anflüge von humorigen Einlagen, wenn etwa Siegfried sich nicht über sein Reisegepäck entscheiden kann. Besonders Herwig Pecoraro als ausdrucksstarker und spielfreudiger Mime konnte in der oft statischen Inszenierung Tempo machen.

Dirigent Franz Welser-Möst hat größtenteils sehr reduziert gearbeitet, ließ jedoch das Orchester weder schwelgen noch allzu gestalterisch arbeiten. Ein glückliches Ende nahm die zweite Staatsopern-Premiere von Juha Uusitalo, dem bei der "Walküre" als Wotan noch die Stimme weggeblieben war. Als Wanderer nun glänzte er durchwegs, ebenso wie Ain Anger, der als prächtiger Fafner viel zu wenig gewürdigt wurde.

Eine unmögliche Partie

Stemme, die in der "Walküre"-Inszenierung viel gelobte Vorstellungen als Sieglinde gab und auch als Leonora in "La forza del destino" Jubel erntete, gab im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" Einblick in ihre Sicht auf die Protagonisten von Wagners Mammutwerk: "Ich möchte diese Figuren als Menschen und nicht als mythische Götter zeigen. Natürlich stehen Wagners Frauen nicht am Herd und kochen. Aber es geht in diesen Opern unentwegt um sehr menschliche Gefühle und Beziehungen", so Stemme.

In einem Interview mit dem "Standard" (Dienstagsausgabe) bezeichnete sie die Brünnhilde als "eigentlich eine unmögliche Partie": "Für die Schmach und die Betrügereien, die sie da erleidet, braucht man wirklich sehr viel Stahl in der Stimme." Ursprünglich war Deborah Voigt als Brünnhilde vorgesehen, diese hat jedoch ihr Rollendebüt verschoben.

Stemmes Gegenpart wird vom amerikanischen Sänger Stephen Gould verkörpert, der eine ungewöhnliche Karriere hinter sich hat: Gould schaffte es von der Musicalbühne ("Das 'Phantom der Oper' kann ich nicht mehr hören", sagte er kürzlich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung") in die berühmtesten Opern. Bei seinem "Siegfried"-Debüt in Bayreuth herrschte unter den Kritikern keineswegs einhellige Begeisterung - "Alle Sänger haben vor dem Publikum der Wiener Staatsoper Angst. Ich habe eher Lampenfieber", sagte er nun gegenüber "News" vor der Wiener Premiere.

Lob für Welser-Möst

Auch Juha Uusitalo, nunmehr als "Wanderer" im "Siegfried", hatte einen ungewöhnlichen - in seinem Fall sicher auch unangenehmen - Einstand auf der Staatsopernbühne: Bei der "Walküre"-Premiere versagte dem Finnen die Stimme. Erst in einer späteren Vorstellung sah man die "Walküre" mit einem stimmstarken Uusitalo dann so, wie sie von Regisseur Sven-Eric Bechtolf gedacht war - was viele Kritiker nicht eben begeisterte. Ganz im Gegensatz zur musikalischen Seite: Viel Lob konnte sich der künftige Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst abholen. "Wir arbeiten weiter", sagte Welser-Möst laut "Kronen Zeitung" zur Regie. "Ein 'Ring' ist immer ein work in progress. Patrice Chereaus legendärer Bayreuther 'Ring' war auch erst im vierten Jahr perfekt... Aber ich finde, gerade 'Siegfried' liegt Sven-Eric Bechtolf besonders."

Fertig geschmiedet wird der "Ring" im kommenden Jahr sein: In der Saison 2008/09 kommen "Götterdämmerung" (8. Dezember 2008) und "Das Rheingold" (2. Mai 2009) auf die Bühne, es folgen dann komplette "Ring"-Zyklen. Für Staatsopern-Direktor Ioan Holender ist die Neuinszenierung der "Höhepunkt meiner Amtszeit".