Gründer von "Wien Modern"

Claudio Abbado wird 75

Der italienische Dirigent Claudio Abbado wird am Donnerstag 75 Jahre alt. Der Weltstar mit starkem Österreichbezug setzt sich für Werke außerhalb des gängigen Repertoires und Förderung von Nachwuchs-Musikern ein. Ö1 widmet ihm einen Schwerpunkt.

Stardirigent Claudio Abbado feiert am Donnerstag, 26. Juni 2008 seinen 75. Geburtstag. Mit Österreich verbinden den in Mailand geborenen Abbado enge Beziehungen: Er studierte in Wien, wurde 1965 mit einer Mahler-Aufführung bei den Salzburger Festspielen international bekannt, war Musikdirektor der Wiener Staatsoper, Generalmusikdirektor in Wien und hatte von 1994 bis 2002 die künstlerische Leitung der Salzburger Osterfestspiele inne. Und der 2003 mit dem "Praemium Imperiale" ausgezeichnete Maestro gründete das Festival für Neue Musik "Wien Modern".

Claudio Abbado wurde am 26. Juni 1933 in Mailand als Sohn einer Musikerfamilie geboren. Er studierte zunächst am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand Orchesterleitung, Klavier und Komposition und wechselte dann zu Hans Swarowsky an die Wiener Musikakademie, wo er neben Zubin Mehta als wichtigster Schüler des großen Wiener "Dirigentenmachers" galt. 1958 gewann Abbado den Kussewitzky-Preis in Tanglewood/USA. Zwei Jahre später debütierte er als Dirigent an der Mailänder Scala, an der er 1968 leitender Dirigent, 1971 Musikdirektor und 1977 schließlich künstlerischer Leiter wurde.

Musikdirektor der Wiener Staatsoper

In den 80er Jahren zog sich Abbado, der weitere künstlerische Aufgaben als ständiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker (ab 1971) und des London Symphony Orchestra (ab 1988 auch Musikdirektor) übernommen hatte, allmählich von Mailand zurück. 1986 übernahm er mit der eigens für ihn geschaffenen Position eines Musikdirektors der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker eine neue Aufgabe. Ein Jahr später wurde er zum Generalmusikdirektor der Bundeshauptstadt ernannt. Zweimal (1988, 1991) stand Abbado beim Neujahrskonzert am Pult.

In Wien setzte sich Abbado für Werke außerhalb des gängigen Repertoires ein, was ihm den Vorwurf eintrug, sich hauptsächlich mit "Nebenwerken" zu beschäftigen und sich zu sehr für "Schwierigstes und Rares" zu engagieren. Als Konzertdirigent bot Abbado in Wien sein riesiges, stilistisch weit gefächertes, zumeist auswendig beherrschtes Repertoire von Antonio Vivaldi bis Wolfgang Rihm an. Zudem gründete er 1988 das Festival "Wien Modern" und betreute das Gustav-Mahler-Jugend-Orchester.

Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

Von 1989 bis 2002 war Abbado Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Seine Stellung als Musikdirektor und Dirigent der Wiener Staatsoper kündigte Abbado im Oktober 1991 aus gesundheitlichen Gründen. Bis 2010 läuft sein Vertrag als Leiter des von ihm gegründeten Lucerne Festival Orchestras.

Scala-Intendant Stephane Lissner umwarb Abbado 2005 für eine Rückkehr als Musikdirektor an der "Scala", der Dirigent lehnte jedoch ab. Aufmerksamkeit erregte Abbado zuletzt auch mit seinen Initiativen, Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck ("Das Leben der Anderen") und Ingmar Bergman für Opern-Inszenierungen gewinnen zu wollen. Am 2. Juni 2008 hat Abbado die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne dirigiert - das "Dankeschön-Konzert" für die Berliner Feuerwehr und Polizei für den Großeinsatz beim Brand der Berliner Philharmonie. Abbado war zu Beginn des Brandes in der Philharmonie gewesen, jedoch in Sicherheit gebracht worden.

Seine Einspielungen

An Schallplatten-Einspielungen liegen von Abbado unter anderem die neun Beethoven-Symphonien, alle Mahler-Symphonien, alle Schubert-Symphonien und ein Brahms-Zyklus vor. 1995 ist sein Buch "Das klingende Haus. Eine Einführung in die Welt der Musik" auf Deutsch erschienen.

Der Dirigent ist in zweiter Ehe mit der Modezeichnerin Gabriella Cantaluppi verheiratet. Er hat zwei Töchter und einen Sohn. Abbado ist Ehrenbürger der Stadt Bozen und erhielt in Deutschland das Große Bundesverdienstkreuz.

Abbado auf Ö1
Ö1 widmet Abbado zum Geburtstag fünf Sendungen. Konzertausschnitte aus Salzburg und Luzern werden am 21. und am 28. Juni in "Apropos Klassik" (15:06 Uhr) ausgestrahlt. Am 25. Juni gratuliert auch "Ausgewählt" (10:05 Uhr), und in "Zeit-Ton" (23:05 Uhr) wird Abbados intensives Verhältnis zur zeitgenössischen Musik thematisiert. Am Geburtstag selbst steht Abbado als Operndirigent im Zentrum von "Apropos Oper" (15:06 Uhr).

Hör-Tipps
Apropos Klassik, Samstag, 21. Juni 2008, 15:06 Uhr

Ausgewählt, Mittwoch, 25. Juni 2008, 10:05 Uhr

Zeit-Ton, Mittwoch, 25. Juni 2008, 23:05 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Apropos Oper, Donnerstag, 26. Juni 2008, 15:06 Uhr

Apropos Klassik, Samstag, 28. Juni 2008, 15:06 Uhr