Weltreisender und Revolutionär
Das Leben des Georg Forster
Georg Forster war Universalgelehrter und Weltreisender. Er begleitete seinen Vater auf der zweiten Weltreise von James Cook von 1772 bis 1775. Die auf dieser Reise gemachten Aufzeichnungen begründeten seinen Ruhm als Naturforscher und Reiseschriftsteller.
8. April 2017, 21:58
Es ist ein Zufall, der Georg Forster zum Weltreisenden macht. Vielmehr seinen Vater, den Gelehrten Johann Reinhold Forster. Kapitän Cook sucht dringend einen Ersatzmann für seine zweite Weltumsegelung, weil ihm sein wissenschaftlicher Begleiter kurzfristig ausgefallen ist.
Georg ist inzwischen 18 Jahre alt, alt genug, um selbst entscheiden zu können, ob er sich auf ein so gefährliches Abenteuer einlassen möchte. Der Vater allerdings hat ihn überhaupt nicht gefragt. Er spekuliert darauf, dass mit dieser Reise nicht nur sein, sondern auch Georgs zukünftiges Glück gemacht ist. (Alois Prinz, "Die Lebensgeschichte des Georg Forster")
Auf der Suche nach dem Unbekannten
Die "Resolution" und ihr Begleitschiff die "Adventure" lichten im Juli 1772 Segel. Die Männer der beiden Schiffe werden so weit wie noch kein Mensch in die Antarktis vordringen, auf der Suche nach dem sagenumwobenen Südland, der "terra australis incognita". Cooks Vermutung, dass es diesen fruchtbaren Kontinent hinter dem Eis gar nicht gibt, bestätigen sich. Georg Forster schreibt in bitterem Ton in sein Tagebuch:
Unsere Gesundheit, unser Gefühl, unsre Freuden opferten wir der leidigen Ehre auf, einen unbeseegelten Strich durchkreuzt zu haben.
Die Forsters - Vater und Sohn - werden aber auch die Südseeinseln erforschen und unter Kannibalen leben.
Von Anfang an macht Reinhold Forster Notizen in seinem Tagebuch, die er für seinen späteren Reisebericht verwenden will. Was er noch nicht wissen kann: Die Admiralität wird ihm den Auftrag für diesen Bericht entziehen und nicht er, sondern sein Sohn Georg wird die Geschichte dieser Reise schreiben, gestützt auf die Aufzeichnungen seines Vaters. (Alois Prinz, "Die Lebensgeschichte des Georg Forster")
Artefakte bis in die Gegenwart wertvoll
In Europa herrschen zu der Zeit zwei unterschiedliche Vorstellungen von den Ureinwohnern, die von wilden Barbaren bis hin zu glücklichen Kinder der Natur reichen - inspiriert von Jean-Jacques Rousseau und seiner Parole "Zurück zur Natur". Dazu kommt noch die Sehnsucht nach einer Südseeidylle, die der Roman "Robinson Crusoe" nach seinem Erscheinen 1719 entfacht hat. Forster versucht der Naturschwärmerei nicht zu verfallen und exakte Beobachtungen abzufassen. Georg und Johann Reinhold Forster sammeln systematisch Artefakte. Diese Sammlungen sind heute von unschätzbarem Wert, vor allem auch für die Insulaner selbst, die sich für die Bewahrung ihres kulturellen Erbes einsetzen.
Für die Forschung ist Georg Forster ist eine der strittigsten Fragen, wann der Weltreisende begonnen hat revolutionär zu denken. Deutlich wird seine Einstellung bei der Reisebeschreibung "Ansichten vom Niederrhein", wenn er schreibt:
Ein weiser Herrscher wird die Rechte seiner Untertanen nur so weit einschränken, als es die Erhaltung des Staates unbedingt erfordert. Gesteht er ihnen aber in despotischer Willkür keine eigenen Rechte zu oder hält sie bewusst als ewige Kinder in Unwissenheit, dann wird der Druck eines Tages so groß, dass es nurmehr eines kleinen Funkens bedarf, um eine Explosion auszulösen. (Alois Prinz, "Die Lebensgeschichte des Georg Forster")
Verkannter Demokrat
Als Mainz 1792 französisch wird, tritt Georg Forster in den Jakobinerklub ein und setzt sich aktiv für die Umsetzung der Ideale der Französischen Revolution in der Mainzer Republik ein. Er versucht, die Bevölkerung für die Ideen der neuen Zeit zu begeistern - für die Selbstbestimmung und Selbstbefreiung der Menschen, gegen die feudalen Strukturen. Nach der Rückeroberung von Mainz durch preußische Truppen bleibt Forster als überzeugter Demokrat in Paris. Bei einer Rückkehr nach Deutschland hätte ihm der Kerker gedroht. Er stirbt vereinsamt und verarmt im Alter von 39 Jahren am 10. Januar 1794.
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Dimensionen, Donnerstag, 26. Juni 2008, 19:05 Uhr
Buch-Tipps
Alois Prinz, "Die Lebensgeschichte des Georg Forster", Insel Taschenbuch
Georg Forster, "Reise um die Welt", Insel Taschenbuch
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Georg-Forster-Gesellschaft