Über das Gebräu aus Österreichs Norden
Bier aus dem Walde
Das Waldviertel ist nicht nur für seine Namensgebenden Wälder bekannt. Die Biere von dort sind anders. Zwei Privatbetriebe stellen weithin als sehr bekannte Biere her. Das Wasser im Waldviertel ist besonders weich, Gerste und Hopfen stammen aus der Region.
8. April 2017, 21:58
Im Waldviertel hatte die österreichische Brautradition ihren Ursprung. Die Stadt Weitra gilt als die älteste Braustadt Österreichs. König Friedrich, der Schöne verlieh 1321 den Bürgern von Weitra ein Brau- und Absatzmonopol für die Stadt und die zugeordneten Meilenbezirke. In den folgenden Jahrhunderten erlebte die Region eine Blütezeit der Braukultur.
Der 1531 gegründeten Brauzunft schlossen sich bis 1708 alle Brauer des Waldviertels freiwillig an. Sogar die Wiener Brauer mussten bei der damals einflussreichen Innung der Waldviertler Brauer ihre Prüfung ablegen.
1645 bestanden sogar 33 bürgerliche Brauhäuser, bis heute hat sich zwar die Zahl der Brauereien deutlich reduziert, aber aus dem Waldviertel kommen auch heute noch hervorragende Biere.
Privatbrauerein halten Waldviertler Brautradition aufrecht
Die Brauerein von Schrems und Zwettl sind seit mehreren Generationen Familienbetriebe, die mit ihren Bieren nicht nur in der Region stark vertreten sind, sondern auch in ganz Österreich viele Liebhaber finden.
Seit 2003 gehört die kleine "Bierwekstatt" von Weitra zum Zwettler Brauhaus und wird in der Tradition der Vorbesitzer weiter geführt.
Der Schatz des Waldviertels ist das Wasser
Die slawische Bezeichnung "Schremelize", unter der die Stadt 1179 erstmals genannt wurde, bedeutet "Steinwasser". Dieser Name ist bezeichnend. Das Wasser aus den örtlichen Brunnen ist durch den Granit der böhmischen Masse besonders weich und kann völlig unbehandelt zum Brauen verwendet werden. Das gilt auch für die Biere der dreißig Kilometer entfernten Stadt Zwettl.
Brauherrn mit großem Bezug zur Region
Karl Trojan von der Schremser Brauerei genießt es durch die Landschaft zu fahren, wo zahlreiche Tafeln die Felder seiner Bauern markieren. Hier werden die Gerste und der Roggen für seine Biere angebaut, so stellt er sich regionale Wertschöpfung vor. Ähnliche Gefühle hegt Karl Schwarz von der Zwettler Brauerei, der neben dem Getreide auch den gesamten Hopfen aus der 18 Hektar großen Anbaufläche in der unmittelbaren Umgebung bezieht.
Dem Brauherrn selbst muss es schmecken
Karl Schwarz liebt schlanke Biere mit eleganter Hopfenbittere: "Meine Biere dürfen Ecken und Kanten haben." Das versucht er bei seinen Märzenbieren, einem Pilstyp oder dem "Zwettler Original" zu verwirklichen. Sein Vater leitete die Renaissance des Zwicklbieres ein und der Zwettler Festbock wird wegen seiner Beliebtheit ganzjährig angeboten. Stolz ist er auch auf das Biobier "Hadmar Bräu" aus der Produktionsstätte in Weitra, das genau so wie das "Weitra hell" in offenen Bottichen vergoren wird.
"Ich kann mir leisten", sagt Karl Tojan von der Brauerei Schrems, "ein Bier zu Brauen, das ich selbst gerne trinke, und wenn es anderen auch schmeckt, dann freue ich mich natürlich darüber."
Mit dem obergärigen Biobier "Schremser Roggen" gelang es ihm, eine Sorte zu kreieren, die durch eine Vollmundigkeit besticht, wie er sie besonders gern hat. Die Produktpalette umfasst Edelmärzen, Pils, Zwickl, Doppelmalz und einen Weihnachtsbock, der schon gebraut und eingelagert ist. Lagerzeit spielt für die weder mit Zusätzen noch thermisch behandelten Biere der beiden Brauer aus Schrems und Zwettl eine wichtige Rolle. Mindestens vier Wochen oder länger dürfen die Gersten- und Roggensäfte reifen, etwa sechs Monate sind sie haltbar.
Heuer feiert die Brauerei Zwettl ihr 300-jähriges Jubiläum. Für diesen Anlass, sagt Karl Schwarz, wird es eine Überraschung geben: "Ein obergäriges Bier, so ungefähr wie es vor hundert Jahren geschmeckt haben könnte, die Farbe braun-orange, der Geschmack fruchtig, nach Kiwi und Melone. Dieses Bier wird völlig außerhalb der herkömmlichen Erwartungshaltungen der Konsumenten von einem Bier sein."
Weiches Wasser, Innovation und mutige Nischenprodukte, so können auch Privatbrauerein in der Welt der großen Bierkonzerne bestehen, sind die beiden Karl überzeugt. Prost!
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