Ein neuer Datenträger

Slotmusic

Diese Woche haben die großen Labels Universal, Sony, EMI und Warner einen neuen Tonträger vorgestellt - die microSD, eine längst etablierte Speicherkarte, wie sie vor allem in Handys, Fotoapparaten oder MP3-Playern eingesetzt wird.

Die CD-Verkäufe gehen seit Jahren zurück, immer mehr Menschen laden sich ihre Musik von Apples iTunes-Store herunter oder kaufen sie bei anderen Download-Anbietern via Internet. Weltweit machen die großen Musiklabels rund 15 Prozent ihres Umsatzes über digitale Verkäufe. Von physischen Tonträgern will die Musikindustrie trotzdem nicht abrücken. "Slotmusic" heißt das neue Konzept.

Ein Gigabyte Daten soll auf den Slotmusic-Karten Platz haben. Die Musik im mp3-Format wird aber nur einen Bruchteil davon brauchen. Der Rest kann mit Bonus-Material gefüllt werden, etwa mit Videos der Künstler.

Erste Zweifel

Bereits im Oktober sollen 29 Alben als Slotmusic erscheinen, unter anderem von Wheezer, New Kids on the Block und Elvis Presley.

Ob viele Lust haben, sich ihre Musik auf fingernagelgroßen Karten zu kaufen, daran zweifeln Kommentatoren wie John Paczkowski von "Digital Daily". "Man kann dieses kleine Ding leicht verlieren. Und hat man nicht lieber Hunderte Lieder auf so einem Speicher statt zwölf?" fragt er. "Außerdem, was ist, wenn der Slot für die Memory-Card im Mobiltelefon schon belegt ist?"

Wer kein Lesegerät für microSD-Karten auf seinem Computer oder mp3-Player hat, für den gibt es einen USB-Adapter zur Slotmusic-Karte.

Für und Wider

Ein großes Plus hätte der neue Tonträger allerdings mit Sicherheit: Die Musik ist nicht durch ein digitales Rechtemanagement geschützt.

Andererseits: Warum soll man ein ganzes Album kaufen, wenn man eigentlich nur zwei Songs will, die man sich bequem irgendwo um zwei Euro herunterladen kann, fragt Paczkowski.

Gemischte Prognosen

Zehn bis 15 Dollar soll ein Slot-Music-Album kosten, heißt es aus Branchenkreisen. In Europa wird es Slotmusic erst in ein paar Monaten geben.

Bei einer Internetumfrage mit relativ kleiner Beteiligung hielten immerhin 35 Prozent die Slotmusic für eine schreckliche Idee, 29 Prozent glaubten, dass das Konzept nicht aufgehen werde, 20 Prozent hingegen gaben der Musik auf dem Mini-Speicher gute Zukunfts-Chancen.

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

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