Hinter die Kulissen blicken

Cheating

Sich über die Regeln eines Spieles hinwegzusetzen, kann ein kreativer Akt sein. Gerade bei Computerspielen ist das Schummeln, das sogenannte Cheating, mehr als nur die Möglichkeit, sich über schwierige Aufgaben hinwegzusetzen.

Videogames sind die jüngste Ausformung von Spielen an sich, und diese unterliegen immer einem bestimmten Regelwerk. Lässt man sich nicht auf die Regeln eines Spieles ein, so kann es nicht vernünftig gespielt werden.

Spieleforscher sprechen dabei gerne vom sogenannten magischen Kreis, dem "Magic Circle". Wer also etwa die Schachfiguren vom Brett wirft, anstatt den nächsten Zug zu machen, tritt aus diesem Magic Circle heraus und ist darüber hinaus natürlich ein Spielverderber.

Sich über die Regeln eines Spieles hinwegsetzen, kann aber auch ein kreativer und erkenntnisbringender Akt sein. Gerade bei Videospielen ist das sogenannte Cheating mehr als nur die Möglichkeit, sich über schwierige Aufgaben und Herausforderungen im Spiel leichter hinwegzusetzen.

Schummeln ist üblicherweise unerwünscht

Eine geheime Tastenkombination, die die Spielfigur unverwundbar macht oder einen mit unzähligen Bildschirmleben versorgt. Damit lassen sich auch die schwierigsten Passagen eines Spieles meistern. Doch über das Betrügen beim Spielen spricht man meist nicht. Ob Computer-, Karten- oder Brettspiel: Sich zum eigenen Vorteil über die Regeln hinwegsetzen, bringt nicht nur die Spielbalance ins Wanken sondern widerspricht auch der Ethik der meisten Spielgemeinschaften.

Werden Cheater entlarvt, werden sie üblicherweise diskreditiert und verstoßen. Dabei sollte man Schummeln per se auch wertfrei betrachten können, so wie der Kulturwissenschaftler und Spieleforscher Julian Kücklich. Für ihn ist Cheating eine inspirierende Erweiterung des regulären Spielraums. Dort, wo die Regeln gebrochen und umgeformt werden, beginnt für ihn das spannende Terrain.

Cheating - ein weiter Begriff

Cheats entdeckt man manchmal per Zufall, meist aber findet man sie auf spezialisierten Websites, in Fachbüchern oder erfährt von ihnen in Spieler/Innen-Communities. Spielende, die cheaten, also Schummeln, sind mit der Mechanik des jeweiligen Spieles meist gut vertraut. Oft geht es gar nicht um den banalen Wunsch, sich Vorteile für die eigene Spielfigur zu verschaffen.

Viele wollen stattdessen hinter die Kulissen blicken, einen anderen Blickwinkel und damit quasi die Sichtweise der Designer oder Architekten des jeweiligen Spiels einnehmen. Auch ästhetische Veränderungen von Videospielen fallen unter den Begriff Cheating.

"Nude Patches" etwa sorgen in Spielen dafür, dass zumeist weibliche Protagonistinnen plötzlich in ihrer digital-nackten Pracht vor einem stehen. "Blood Patches" wiederum bringen dem Bildschirmblut, das aus Jugendschutzgründen grün eingefärbt wurde, wieder seine leuchtende, rote Farbe zurück.

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

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