Der Trompeter Freddie Hubbard
Ready for Freddie
Sein strahlender Ton und seine geschmeidigen Improvisationen haben den Trompeter Freddy Hubbard in den 1970er und 80er Jahren zu einem der wichtigsten Musiker seiner Generation gemacht. Heuer feierte das Ausnahmetalent seinen 70. Geburtstag.
8. April 2017, 21:58
Der legendäre Jazztrompeter Freddie Hubbard feierte heuer seinen 70. Geburtstag. Sein strahlender Ton und seine geschmeidigen, unfehlbar sicheren Improvisationen sind auf vielen bedeutenden Jazzaufnahmen der 60er, 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu hören. Ein Lippenriss in der Oberlippe mit anschließender Infektion lähmte ab 1993 sein künstlerisches Schaffen, der "Muhammad Ali" unter den Jazzbläsern bleibt aber sicherlich einer der wichtigsten Musiker seiner Generation.
Für mich ist Freddie Hubbard zusammen mit Miles Davis der swingendste und am besten phrasierende Trompeter des Modern Jazz. So unterschiedlich auch der Sound und das Spiel und der beiden sein mag, meine beiden Lieblingstrompeter verband eine große gegenseitige Wertschätzung, was ja bei diesen zwei Alphamännern nicht gerade selbstverständlich ist. Davis behauptete sogar einmal in einem Interview, Hubbard seinen ersten Plattenvertrag verschafft zu haben.
So macho...
Das ist natürlich die erste Assoziation, die sich beim Anhören so mancher (vor allem Live-)Aufnahme einstellt. Die blendende Höhe, die scheinbare Mühelosigkeit seines virtuosen Spiels, das mit einer selbstsicheren Arroganz präsentiert wird. Dass Hubbard aber viel mehr ist als nur ein kraftmeiernder Strahletrompeter, sondern auch ein sensibler und geschmackvoller Balladenspieler, das belegen unzählige Einspielungen.
Und noch eine weitere Tatsache darf nicht unerwähnt bleiben: Freddie Hubbard hat sein Spiel beständig weiterentwickelt. Der Hubbard der 1980er Jahre hat andere melodische und harmonische Ideen als der Hubbard der 1960er und 1970er Jahre, auch wenn sein Spiel bis auf wenige Ausnahmen im Mainstream-Jazz verankert bleibt.
Die goldenen Jahre
Die 1970er und 1980er Jahre waren die kommerziell erfolgreichsten Jahre für den Mann aus Indianapolis. Vor allem seine Aufnahmen für das CTI Label von Creed Taylor waren damals Millionenseller, seine Komposition "Red Clay" ist eine der bekanntesten Electric Jazznummern. Zunehmend verflachten allerdings Hubbards Popjazzaufnahmen musikalisch, worauf er sich bereits Ende der 1970er Jahre mit dem Projekt V.S.O.P.(das nichts anderes war als das berühmte Miles Davis Quintett mit Hubbard anstatt Davis an der Trompete) wieder mehr dem akustischen Jazz zuwandte.
Hubbard war ein vielgeliebter Fixstern am Jazzfestivalhimmel und tourte mit verschiedenen Bands um die ganze Welt. Mit Woody Shaw, einem weiteren Trompetengott, nahm er 1985 und 1987 zwei ausgezeichnete Alben auf, "Double Take" und "The Eternal Triangle".
Rock'n Roll takes it toll…
Ein Lippenriss in der Oberlippe mit anschließender Infektion lähmte ab 1993 Freddie Hubbards künstlerisches Schaffen. Wie es dazu kam, darüber gehen die Meinungen auseinander. Hubbard selbst meint, dass sein technisch extrem anspruchsvolles Spiel eben seinen Tribut gefordert habe. Es ist aber eine unbestrittene Tatsache, dass das Partyanimal Freddie in den 1970er und 1980er Jahren mit Rock- und Filmstars so manche wüste Fete in Hollywood gefeiert hat. Sein exzessiver Lebenswandel, wo Hubbard wie in seinem Spiel aus dem Vollen schöpfte, dürfte wahrscheinlich mitverantwortlich für den Verlust seines Ansatzes auf der Trompete sein.
Freddie Hubbard hat seither nur noch wenige CDs veröffentlicht und spielt nur mehr auf dem Flügelhorn. Die einstmalige Brillanz seines Spieles konnte er leider nicht mehr erreichen. Seinen Platz im Jazz-Pantheon hat er aber schon längst sicher.
Hör-Tipp
Spielräume, Sonntag, 9. November 2008, 17:30 Uhr