Technik und Mensch
Der futurologische Kongress
Manchen Wienern wird er bereits aufgefallen sein. Der sieben Meter hohe Roboter, der vor dem Museumsquartier steht. Er heißt "Robovox" und ist so etwas wie das Aushängeschild einer Ausstellung der besonderen Art: Die Roböxotica.
8. April 2017, 21:58
In der Ausstellung Roböxotica sind eher ungewöhnliche Maschinen, die aus den Bars einer seltsamen Zukunft stammen könnten zu sehen: Der "Robomoji", der in einem unglaublich aufwändigen und langsamen Verfahren selbstständig Mojitos herstellt, der "Bic-o-Mat Plus", der kunstvoll Zigaretten anzündet und sie auch gleich selbst raucht, um die Gesundheit des Gastes zu schonen, oder das Königlich-Kaiserliche Kavalier-Klavier, gebaut von Studenten der FH Joanneum in Graz. Je nachdem, wie man in die Tasten haut, mischen sich verschiedene Alkoholika und Sirupe zu einem mehr oder weniger schmackhaften Cocktail.
Cocktailrobotik?!
Das weltweit einzige und daher beste Festival für Cocktailrobotik findet heuer bereits zum zehnten Mal in Wien statt. Aber was genau ist die Roböxotica? Thomas Ballhausen, Mitarbeiter der Universität Wien und des Filmmuseums, erklärt das Festival so: "Auf der Seite der praktischen Anwendungen geht es um Roboter, die Cocktails zubereiten, auf der anderen Seite ist es ein reflexiver Rahmen zum permanenten Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Maschine."
Die Roböxotica geht nämlich über die vordergründigen Anwendungsmöglichkeiten im Gastronomiebereich hinaus. Den schwerfälligen, meist nicht elektronischen, sondern mechanischen Robotern, die allesamt fehleranfällige Energieverschwender sind, werden die Segnungen moderner Technik gegenübergestellt.
Johannes Grenzfurtner vom Künstlerkollektiv Monochrom hat die Ausstellung mit erfunden: "Wir haben einen interessanten, ironischen Event, bei dem man Cocktailroboter sehen kann, aber die Idee ist ja, möglichst viele Leute herzubringen, die sich alle mit dem Thema beschäftigen müssen."
Fiction wird Science
In einem Symposium mit den Ausstellern, geladenen Gästen und Besuchern geht es darum, wie technische Entwicklungen den Menschen und seine Umwelt in näherer Zukunft beeinflussen könnten: Wohin führt der Trend von sozialen Netzwerken im Internet? Machen uns vielleicht bald schon Haushaltsmaschinen unabhängig von Großkonzernen? Wie abhängig sind wir von der Technik?
"Wir locken die Besucher mit dem Honig des Alkohols und stürzen sie dann in die Philosophiefalle. Und das funktioniert gut: Die wenigsten Gespräche auf der Roböxotica drehen sich um Alkohol, sondern eher um Technik, Wissenschaft oder Philosophie", sagt Johannes Grenzfurthner. Die ausgestellten Cocktailroboter also eher als Wegweiser und Einstiegshilfe in die Futurologie.
Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Ausstellung, Roböxotica, Freiraum/ Quartier 21 im Wiener Museumsquartier, bis Freitag, 12. Dezember 2008, Wien. Der Eintritt ist frei, die Robotercocktails sind ebenfalls gratis.
Links
Roböxotica
Monochrom