Porträt Simon Wiesenthal

J 127371

"Es gibt keine größere Sünde, als zu vergessen", hat Simon Wiesenthal vor Jahren gesagt. Anhand von akribisch gesammelten Informationen sowie Augenzeugenberichten von Opfern kämpfte er zeitlebens hartnäckig für Gehör und Recht.

"Er hat manchmal geweint", erinnert sich Peter Michael Lingens an Simon Wiesenthal. Lingens startete seine Karriere als Sekretär des Rechercheurs und begleitete als Journalist viele der rund 3.000 Fälle, die Wiesenthal in seinem Dokumentationszentrum verfolgte. Der spektakulärste Fall ist die Suche nach Adolf Eichmann, der von Wien aus die Vertreibung und später die Deportation der Juden organisierte. Eichmann wurde in Argentinien gefunden und 1961 in Jerusalem zum Tod verurteilt.

Wie durch ein Wunder überlebt

James-Bond-ähnlich reiste Simon Wiesenthal über mehrere Kontinente, um Informationen über den Holocaust zu sammeln und Täter aufzuspüren, nachdem er selbst wie durch ein Wunder die Gefangenschaft in Mauthausen und in zwölf weiteren Konzentrationslagern überlebt hatte.

Bei seiner Befreiung wog der groß gewachsene Mann kaum 50 Kilogramm. Die Nationalsozialisten hatten seine Person auf eine Nummer reduziert: J 127371. Seine Ehefrau Cyla hat Wiesenthal im März 1943 aus den Augen verloren, als die Eheleute durch die Nazis getrennt wurden. Zu Kriegsende hielten sie einander für tot. Im Spätherbst 1945 fanden Cyla und Simon Wiesenthal wieder zueinander. 89 ihrer Verwandten hatten den Holocaust nicht überlebt.

Drastische Zeichnungen der Gräuel

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Simon Wiesenthal in Prag Architektur studiert und in Lemberg den Beruf auch ausgeübt. Während seiner Gefangenschaft hielt er in drastisch-makabren Zeichnungen die Gräuel des NS-Regimes fest. Immer wieder rufen die krassen Bilder die schreckliche Motivation für Wiesenthals unermüdlichen Einsatz ins Bewusstsein.

Die Beharrlichkeit seines Trägers hat den Namen Simon Wiesenthal zur Marke gemacht. Gemäß dem Motto "Niemals vergessen!" arbeiten von Buenos Aires bis Jerusalem Büros des Simon-Wiesenthal-Centers am Wissen um den Holocaust und werben zugleich für Toleranz. Simon Wiesenthal hat unzählige Menschen mit seiner Intelligenz, seiner Menschlichkeit und seinem Humor nachhaltig beeinflusst und beeindruckt.