Reise durch Namibia

Wüsten, Robben, Kinderlachen

In Namibia leben zwei Millionen Menschen auf einer Fläche, die etwa zehn Mal so groß ist wie Österreich. Der Name Namibia ("Leerer Platz") kommt von der Wüste Namib, die sich 2.000 Kilomter entlang der Atlantikküste des Landes erstreckt.

Sieben Uhr morgens am Pelican Point nahe der Stadt Walvis Bay: Mein Sohn Marian sitzt mit mir in dicke Jacken gehüllt und mit Schwimmwesten um den Bauch in einem Kajak auf einer menschenleeren Sandbank. Hinter uns dröhnt ein Nebelhorn unheimliche Geräusche in die Walfischbucht.

Abenteuerliche Kajaktour

Jeanny Mjenkes zieht unser Kajak in den eiskalten Atlantik. Durch den Nebel paddeln wir in Sichtweite zu unserer Begleiterin im glatten Wasser zaghaft auf unser Ziel zu: eine etwa 1.000 Individuen zählende Robbenkolonie. Aus der Ferne hören wir das Geschrei der Tiere. Was Robben sind, klingt wie eine aufgebrachte Schafherde.

Jeanny Mjenkes lebt seit 18 Jahren in Walvis Bay und unternimmt mit Urlaubern abenteuerliche Kajaktouren. Oft fährt sie hierher zum Pelican Point. Eine halbe Stunde benötigt sie mit ihrem Geländewagen für die Strecke durch das unwegsame, sandige, Gelände.

Mit Kindern paddelt Jeanny besonders gern, die hellen aufgeregten Kinderstimmen locken die neugierigen Tiere an, meint sie. Und wirklich: Nach wenigen Paddelzügen sehen wir Dutzende Seehunde, die sich wagemutig ins Wasser stürzen und in atemberaubenden Tempo auf uns zu schwimmen.

"Das ist völlig ungefährlich, auch für Kinder", ruft uns Jeanny Mjenkes zu. Mein Sohn ist sich da nicht so sicher. Doch die erfahrene Paddlerin hat Recht. Verspielt umkreisen uns die putzigen Tiere, beknabbern unsere Paddel und nuckeln an einer Wasserflasche, die ich vorsichtig ins Wasser halte. Ein Erlebnis: für Marian, für mich und vielleicht sogar für die Robben.

Forscherdrang geweckt

Wir reisen mit drei Familien durch das weite und mit nur zwei Millionen Einwohnern sehr dünn besiedelte Land. Ich hatte Bedenken, meinen zehn Jahre alten Sohn ins ferne Namibia mitzunehmen. Seine Abenteuerlust hatte sich bisher darauf beschränkt, lange Wasserrutschen in wohl temperierte Swimmingpools zu testen und Feuerwerkskörper in die Luft zu schießen. Urlaubsziele, in denen - auch nur vermeintlich - eklige Krabbeltiere leben, waren bisher tabu.

Doch in Namibia ist das vergessen. Mein Sohn entdeckt seinen Forschungsdrang. Stundenlange Wanderungen in trockener Hitze durch das bizarre Naukluftgebirge und über die hohen Dünen der Namib-Wüste erschrecken ihn ebenso wenig, wie elendslange Autofahrten durch menschenleeres Land.

Namibia zählt zu den besser situierten afrikanischen Ländern, hat eine gut funktionierende Infrastruktur. Zwischen den Bevölkerungsgruppen scheint es kaum Spannungen zu geben. Dennoch sind Armut und soziale Ungerechtigkeit vielerorts sichtbar. In den Städten wachsen die Armenviertel, ein Großteil des Farmlandes gehört nach wie vor fast ausschließlich weißen Buren oder Deutschen.

Soziale Kluften

Neben Naturschönheiten wollen wir Eltern den Kindern auch diese sozialen Realitäten zumuten. Wir besuchen ein Armenviertel in der Hauptstadt Windhoek ebenso wie eine Farm, die heute Nachkommen deutscher Einwanderer gehört. Die Unterschiede könnten größer nicht sein: Hier teilen sich afrikanische Großfamilien Wellblechhütten, dort bewirtschaftet ein Ehepaar eine Rinder- und Jagdfarm so groß wie das Bundesland Wien.

Sehr direkt fordern die Kinder von uns die Lösung der offensichtlichen Ungerechtigkeiten. Auf der Farm leben die etwa 80 schwarzen Farmarbeiter ohne Wasser und Strom in armseligen runden Hütten, das großzügige Farmhaus der weißen Gutsbesitzer ist mit Pool und Satellitenfernsehen ausgestattet. Worin sich denn das Leben der afrikanischen Farmarbeiter von dem einstiger Sklaven unterscheide, fragt mich mein Sohn. Meine Antwort hat ihn nicht wirklich zufrieden gestellt.

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