Wanderreiten auf der Mühlviertler Alm

Sattelfest durchs Mühlviertel

Vor 15 Jahren haben sich Bauern im östlichen Mühlviertel zusammengetan und das Reitparadies Mühlviertler Alm gegründet. Heute gilt die Region mit 50 beteiligten Betrieben und etwa 640 km ausgeschilderter Reitwege als Eldorado für Wanderreiter.

"Als Kind hab ich mich immer für Pferde interessiert, für Cowboyfilme und natürlich fürs Reiten", erzählt Ludwig Kriechbaumer. Kontakt zu Pferden hatte er bereits früh, denn die kräftigen Tiere wurden als Arbeitstiere auf dem Bauernhof seiner Eltern eingesetzt, reiten durfte er aber "praktisch nie".

Heute ist das anders: Ludwig Kriechbaumer hat aus dem Bauernhof, nachdem er ihn von seinen Eltern übernommen hatte, einen Reithof gemacht. Seitdem dreht sich auf dem alten Hof nahe der Gemeinde Schönau im oberösterreichischen Mühlviertel alles um das Thema Pferd. Es gibt eine Reithalle, eine Pferdeschwämme, einen Sprungplatz und eine Pferdekoppel. Zwölf Pferde stehen in seinem Stall. Für seine Besucher gibt es am Reithof Gstöttner neun Gästezimmer, im Stall haben - bei Bedarf - zehn Gastpferde Platz.

Das "Reitparadies Mühlviertler Alm"

Ludwig Kriechbaumer ist nicht der einzige in der Gegend zwischen Waldviertel im Osten und Strudengau im Süden, der sich aufs Reiten konzentriert. Mit ihm taten das vor etwa 15 Jahren einige andere Bauern. Gemeinsam gründeten sie das "Reitparadies Mühlviertler Alm". Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich das Projekt mittlerweile ausgewachsen und stabilisiert, etwa 50 Betriebe haben sich zusammengeschlossen: Reithöfe, Gastwirte und Schmiede.

Wanderreiten

Die Betriebe auf der Mühlviertler Alm haben sich aufs Wanderreiten spezialisiert. "Wanderreiten ist Meditation im Rhythmus des Pferdes. Ruhig und ausgeglichen von A nach B zu reiten" sagt Ludwig Kriechbaumer. "Sich die Gegend anschauen, die Natur genießen, und natürlich auch die Gastronomie, die es reichlich hier gibt. Alles im Einklang mit dem Pferd." Um von einem Hof zum anderen zu reiten gibt es auf der Mühlviertler Alm eine gut ausgebaute Infrastruktur: Mehr als 640 km beschilderte Reitwege, die durch Wälder, entlang von Bächen, Wiesen und Feldern kreuz und quer durch die malerische Hügellandschaft führen. Meist sind es schmale Wege auf erdigem Boden, nur selten asphaltierte Straßen - was Pferd und Reiter schont.

Kein Platz für Einzelkämpfer

Damit ein derartiges Projekt funktionieren kann müssen alle Betriebe zusammenarbeiten. "Einzelkämpfer hätten keine Chance", meint Thomas Holzweber, der mit seiner Familie den Reithof Heimelsteiner nahe Pabneukirchen im Süden der Mühlviertler Alm betreibt. Wenn bei ihm alle Zimmer belegt sind, sei es selbstverständlich, dass er Gäste an andere Betriebe weitervermittelt und sie bei Bedarf auch dorthin bringt.

"Die ganze Region steht heute hinter der Reiterei, nicht nur die direkt involvierten Betriebe." Das spüren auch die Gäste, die auf ihrem eigenen oder einem "Mietpferd" von einem Betrieb zum nächsten reiten und bei Bedarf auch ihr Gepäck nachgeschickt bekommen. Auch unterwegs bekommen die reitenden Gäste durchwegs wohlwollende Gesichter zu sehen. Traktorfahrer bleiben stehen, erkundigen sich nach dem Befinden und der geplanten Route der Reiter, Autofahrer bremsen sorgfältig ab oder überholen in großem Bogen die Reiter, um die Pferde nicht zu erschrecken. "Ein holländischer Gast hat mich einmal gefragt, was ich den Leuten zahle, damit sie den Gästen immer so freundlich zulächeln" erzählt Ludwig Kriechbaumer. "Das sei doch wohl nicht normal hier?"

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 7. Juni 2009, 10:06 Uhr