Liebe Frau Suchy!
Brief an mich - Teil 17
Lästig sein will die neue Frauenchefin der SPÖ, lästig anstatt gesetzmäßig verankert, das kann uns Männern nur recht sein, das dient der Männermacht. Gagenstrip sollen wir machen, gestrippt haben immer nur Frauen in unserem Patriarchat, oder?
8. April 2017, 21:58
Was ist Feminismus? Feminismus ist, wenn eine Frau sich über den Mann stellt. Jetzt wissen wir's, ein 16-jähriger Bursch sagte es gerade heraus in der Ausstellung "Barbiefreie Zone". Eine plausible Erklärung. Und es schaut gar nicht so schlecht aus für die Frauen, wenn sie nicht gar zu wilde Feministinnen sind. Derselbe 16-Jährige sagte: Wir diskriminieren fast keine Mädchen. Schön. Fast schön.
Sind Sie gar eine Grüne? Sehen Sie nicht, wie die Frauen-Partei von einem Debakel ins Andere schlittert, seit die Frauen die Macht übernommen haben? Wollen Sie als Frau mit Ihren Anliegen für die Debakel verantwortlich sein?
Sehen Sie nicht, wohin es die Frauen bringen? Jetzt hat Venedig wirklich erstmals eine Gondoliera, sie heißt Giorgia und ihr eigener Vater war gegen ihren Berufswunsch: Der Beruf sei für eine Frau ungeeignet. Könnte es sein, dass Männer ungern ihren Monatsverdienst von 5.000 Euro einer Frau gönnen - und das beim Herumgondeln?
Sie dienen nicht dem Image der Gleichbehandlung, wenn sie minder-qualifizierte Frauen hineinzwingen wollen, gerade in die oberen Ränge des Wissenschaftsbetriebes, wo die Luft dünn ist. Fördern Sie lieber die unteren, wo es ohnedies zu wenig neoliberales Marktgeschrei gibt. Fördern Sie die Frauen dort, wo wir Männer es wollen und nicht dort, wo es uns Männern gefährlich wird. Das krampfhafte Fördern in den oberen Etagen sollte nicht so weit getrieben werden, dass Männer wegen ihres Geschlechts entwertet werden. Damit dienen Sie wirklich nicht dem Image der Gleichbehandlung, und das Image ist doch eh schon gar nicht gut!
Was sagen Sie? Sie wollen nicht dem Image, sondern der Sache der Gleichbehandlung dienen? Aber davon war doch nicht die Rede! Was wollen Sie mit den stumpfen Waffen der Gleichbehandlung in den Arbeitskreisen für Gleichbehandlung, die ich eher Arbeitskreise für Frauen um jeden Preis nennen würde? Wollen Sie Frauen um jeden Preis? Wissen Sie, wie das ein Unternehmen in den Ruin treiben kann, der gleichhohe Preis?
Es mag ja kleinere Unterschiede geben, was freilich nicht Ausfluss bitteren Unrechts sein muss, sondern mit unterschiedlichen Prioritäten zu tun hat. So ergaben soziologische Laborexperimente, dass Frauen in Gehaltsverhandlungen mehr Wert auf Sicherheit und Konstanz legen, ihre männlichen Mitbewerber aber riskantere Arbeitsverhältnisse präferierten, das führe zu den Unterscheiden. Den Frauen kostet die Sicherheit extra, den Männern steht sie zu, ohne Aufpreis. Und das will ein Regierungsmitglied strafbar machen - wo es doch in Laborexperimenten nachgewiesen ist. Die Krise ist eine Chance für die Frauen: Frauenjobs sind krisenresistenter, na und da wollen Sie eine Bevorzugung?
Wir machen Experimente, die der Frauen-Nachbehandlung dienen. Wenn wir die wissenschaftlich beweisen können, ist uns das was wert. Und wenn sich die Ministerin als völlig zu Recht Unbeachtete damit vor einer Gendergerechtigkeitsinquisitionsbehörde durchsetzen will, na gratuliere! Das ist, wo die Gendergerechtigkeit hinführt - in die Inquisition! Ich als Historiker...
Ich frage mich, ob dieser Weg der Frauenförderung zielvoll ist! Das frage ich mich als Erziehungswissenschaftler und Psychoanalytiker, das frage ich mich ganz ernsthaft, aus all meinen Erfahrungen mit unsinniger Parteilichkeit, die nichts zu tun hat mit Frauenförderung.
Ich erkläre Ihnen als Psychoanalytiker, was Frauenförderung ist und wozu sie führt. Was - Sie unterbrechen mich - das Ziel soll die Genderbalance sein? Nein, da schießen Sie wieder gewaltig über das Ziel hinaus.
Es zeugt ja wirklich von angewandter Provinzialität, die Philosophie-Professur an der Angewandten, bloß weil eine Gender-relevante Kandidatin gefehlt hat, lehnt man den Kandidaten mit pädagogischem Eros ab? Das ist wirklich bitter, das ist bittere Ungerechtigkeit. Pädagogischer Eros. Das sind Eigenschaften, die Frauen immer fehlen werden, ihm, dem Philosophie-Kandidaten, der kein akademischer Flohknacker und kein Stubenhocker ist, keinesfalls.
Erkennen Sie nicht die Fürsorge, wenn wir Männer sagen, dass Frauen die wissenschaftliche Arbeit nicht zugemutet werden darf? Aber nun wird unsere Fürsorge bestraft: so wie ein Zimmermann höllisch aufpassen muss, müssen wir Männer es nun, wenn wir unsere gut gemeinten Ratschläge erteilen. Einem Zimmermann kostet eine fürsorgliche Äußerung, eine Frau solle sich als Zimmerer-Lehrling nicht bewerben, weil sie keine Kraft hätte, 500 Euro. Das ist die Höchststrafe bei Entschädigung für eine erlittene persönliche Beeinträchtigung. 500 Euro - ja da werden wir auf unser Fürsorgen gegenüber Frauen wirklich höllisch aufpassen. Das ist bitter, das ist die Hölle. Die Gendergerechtigkeitsinquisitionshölle.
Lästig sein will die neue Frauenchefin der SPÖ, lästig anstatt gesetzmäßig verankert, das kann uns nur recht sein, das dient der Männermacht. Gagenstrip sollen wir Männer machen, gestrippt haben immer nur Frauen in unserem Patriarchat, oder?
Gender-Budgeting kostet Geld, wer soll das alles ausrechnen? Was wollen die Frauen denn noch alles, nicht nur Gender-Balance, sondern auch Gender-Budgeting? Wer soll das bezahlen, stellen Sie sich vor, wenn wir Ihrer Beschwerde nach zu geringer Gehaltseinstufung Recht geben, das ist ein Erdrutsch für unser Unternehmen, das können wir uns nicht leisten, da gehen wir bankrott, wir können uns die Frauen nicht leisten, gerade jetzt in der Krise noch weniger. Ja ehrenamtlich, als Hausfrauen und in niederen Gehaltsklassen schon, aber nicht in die oberen Ränge!
Was wollen Sie? Eine Frauenquote in Gugging, ja sind wir im Narrenhaus? Das soll doch ein Excellenzinstitut werden. Und bitte heulen Sie nicht schon wieder - gerade wenn Sie in der Wissenschaftswelt etwas erreichen wollen. Rektorin werden Sie nie und nimmer.
Seien Sie froh, dass Sie nicht in Südafrika leben; da sind 31 Prozent der Männer Vergewaltiger, werden in Gerichtsprozessen freigesprochen und können hernach sogar Wahlen gewinnen. Aber soll der Wahlsieger die Gesetze ändern? Das glauben Sie ja selbst nicht.
Ein Möbelstück ist die Frau, mehr nicht, sagt Gaddafi und Berlusconi unterhält sich prächtig mit ihm, ein Möbelstück, das man ersetzen kann, wenn man will. Aber beim Treffen in Rom mit 1.000 Frauen sagt Gadaffi, dass natürlich Gleichheit herrsche... ein Möbelstück, eh kein schlechter Vergleich, oder finden Sie?
Wissen Sie was, wir machen aus der Frauendiskriminierung eine Tourismusattraktion: So wie es Reisen gibt zu Henrys desperate Housewives. Was Henry der Achte konnte, können wir Männer allemal. Und dann bringt die Frauendiskriminierung sogar eine wirtschaftliche Wertschöpfung!
Dank an Inspirationsquellen wie Christian Ortner, Josef Aigner und Ruth Pauli, sowie an die Nachrichtenrealität übermittelt in "Die Presse" vom 26. Juni 2009, der "Wiener Zeitung" vom 27. Juni, in "Der Standard" 17. Juni und 30. Juni 2009.
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