Äthiopien ist Schwerpunktland der österreichischen EZA

Aufbruchstimmung am Horn von Afrika

Ein starkes Bevölkerungswachstum und die schwierige politische Vergangenheit lähmen die Entwicklung von Ätiopien. Der Sprung aus der Gruppe der so genannten "least developed countries" könnte dennoch bald gelingen. Österreich versucht zu helfen.

Es gibt eine internationale Vereinbarung, zu der sich auch Österreich verpflichtet hat. Dieser Vereinbarung zufolge müssten 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für Entwicklungszusammenarbeit verwendet werden. Zum ersten Mal erfolgte diese Vereinbarung bereits im Jahre 1970. Mehrmals wurde die Unterschrift seither erneuert, zuletzt wieder bei der Entwicklungsfinanzierungskonferenz in Monterey/Mexiko im Jahr 2002.

Weit entfernt von der Erfüllung dieser Vereinbarung befindet sich Österreich unter den Schlusslichtern der OECD-Staaten. Es wird zwar immer wieder versucht, die Statistik aufzufetten, indem beispielsweise das Budget für Flüchtlingshilfe mit einbezogen wird, tatsächlich liegt der für echte Entwicklungszusammenarbeit verwendete Anteil bei etwa 0,2 Prozent des österreichischen BIP.

Schwerpunktland Äthiopien

Das Beispiel Äthiopien zeigt, dass es auch für Österreich durchaus sinnvoll sein kann, in Entwicklungszusammenarbeit zu investieren. Der Leiter des Koordinationsbüros der Austrian Development Agency (ADA) in Addis Abeba, Dr. Leonhard Moll, gibt zu bedenken, dass es nicht nur eine moralisch-ethische Verpflichtung ist, ärmeren Ländern unter die Arme zu greifen.

Wenn der Abstand von reichen zu armen Ländern immer größer wird, dann gehe es irgendwann einmal auch um das Thema Sicherheit. Und schließlich ist es auch für Österreichs Wirtschaft dienlich, starke Handelspartner zu haben. Äthiopien könnte ein solcher werden.

Solarenergie, Frauenrechte, fairer Handel

Gelungene Projekte der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gibt es jedenfalls genug. Ein Projekt zur Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft in der Region Nord Gondar, die Installation von Photovoltaik-Anlagen zur Stromversorgung von Gesundheitseinrichtungen in entlegenen Hochlandgebieten oder die Unterstützung einer NGO, die sich für die Etablierung von Frauenrechten einsetzt, sind nur einige Beispiele.

Nicht zuletzt ergänzen Initiativen zum fairen Handel die Bemühungen Äthiopiens zu einem starken Partner zu werden. Immer mehr Kleinbauern und Kleinbäuerinnen beteiligen sich in Fair-Trade Kooperativen. Die positiven Effekte auf die Lebensqualität sind klar erkennbar: höhere Bildung, bessere Gesundheit und mehr Selbständigkeit.

Die Lasten der Vergangenheit

Das 20. Jahrhundert hat es ohnedies nicht gut gemeint mit Äthiopien. Erst herrschte 44 Jahre Kaiser Haile Selassie - unterbrochen von einer sechsjährigen Besatzung durch Italien. Selassies Feudalherrschaft und Korruption führten das Land an den Rand des Abgrunds. 1974 wurde Haile Selassie gestürzt.

Es folgte das stalinistische Regime von Mengistu. Blutig niedergeschlagene Aufstände und ein Bürgerkrieg, der mit der Loslösung Eritreas ein Ende gefunden hat, prägten diese Zeit. Erst in den 1990er Jahren begann in Äthiopien das Zeitalter der Demokratie.

Möge das 21.Jahrhundert glücklichere Zeiten bringen. Dass sich Äthiopien im Aufbruch befindet, ist nicht zu übersehen. Es wird gebaut. Häuser, Straßen, Schulen und Universitäten sprießen aus dem Boden wie noch nie zuvor in dem Land. Das Wirtschaftswachstum betrug in den letzten Jahren stets mehr als zehn Prozent. Österreich kann dabei tatkräftig mithelfen, dass es so weitergeht.

Hör-Tipp
Journal Panorama, Donnerstag, 10. Dezember 2009, 18:25 Uhr

Buch-Tipp
Ryszard Kapuscinski, "Der König der Könige", Piper Verlag

Links
Südwind Niederösterreich
Österreichische Entwicklungszusammenarbeit - Äthiopien
Fairtrade
Niederösterreich - Begegnungsprogramm Niederösterreich-Äthiopien