Von Pinguin, Pelikan, Flamingo und Co.

Bird Music

Pinguin, Pelikan, Flamingo und Co. sind vielleicht keine großen Sänger, musikalisch sind sie dennoch ebenso inspirierend wie Amsel, Drossel, Fink und Star - und so haben auch Wasservögel mit ihren besonderen Attributen so manche Songwriter beflügelt.

"Penguin" von Raymond Scott in der Interpretation von Don Byron

Von welchen Tieren, wenn nicht den Vögeln, sollten sich Menschen inspirieren lassen, wenn's ums Musizieren, Jubilieren und Tirilieren geht? Virtuose Sänger wie Amseln oder Nachtigallen haben naturgemäß viele Musiker beflügelt. Schon in der Barockmusik treten immer wieder Singvögel mit ihren markanten Rufen und Gesängen in Erscheinung.

Allein der Kuckuck findet sich in einer Vielzahl von Orchester-Werken, von Vivaldis Sommer bis Beethovens Pastorale. In der Popmusik haben die Beatles der Amsel ein Denkmal gesetzt, und im Jazz erzählen Manning Sherwin und Eric Maschwitz von der Nachtigall, die am Berkeley Square gesungen hat. Wasservögel führen demgegenüber ein musikalisches Nischendasein.

Gänse, Enten, Schwäne

Aber auch das wenig sangesbegabte Wassergeflügel hat Einzug in die Musik gefunden. Weit interessanter als die kleine Terz eines Kuckucks kann beispielsweise das synkopische Geschnatter einer Gans sein, wenn es wie beim Song "O Ganso" in der Interpretation des brasilianischen Hammondorganisten Walter Wanderley in Musik übersetzt wird.

Ebenfalls aus Brasilien stammt das Lied "O Pato", bei dem sich zwei Enten, eine Gans und ein Schwan am Ufer eines Sees zu einem Samba-Quartett zusammenfinden. Musik ist bekanntlich ansteckend, und wenn eine Ente fröhlich zu quaken beginnt, braucht es nicht lange, bis andere Wasservögel mit einstimmen, auch wenn die Musikalität der Protagonisten zu wünschen übrig lässt.

Jedem Genre seinen Vogel

Der Begriff Wasservögel bezeichnet keine echte zoologische Kategorie, sondern ist eine Sammelbezeichnung für Vögel unterschiedlichster Familien, deren Füße Schwimmhäute ausgebildet haben. Es scheint fast, als ob jedes Musikgenre daraus für sich ganz bestimmte Arten auserkoren hätte.

Ist der Schwan (unter anderem als sterbender) in die klassische Musik eingegangen, so hat der Pelikan anscheinend nur in der Pop- und der US-amerikanischen Folkmusik reüssiert. Der majestätische Flug des Albatross wiederum wurde von Fleetwood Mac verewigt, und natürlich war da auch noch Neil Diamond, der für die Möwe Jonathan die Filmmusik schrieb. Der Kormoran wiederum hat den französischen Jazzsaxophonisten Guy Lafitte inspiriert, und auch Pinguin und Flamingo sind vornehmlich im Jazz daheim.

Flamingo

Für Romantik der exotischen Art steht der Flamingo im gleichnamigen Song von Theodor Grouya und Edmund Anderson. Sänger Herb Jeffries hat ihn gemeinsam mit dem Duke Ellington Orchester 1941 in die Charts gebracht. Herb Jeffries formuliert seinen Erfolg freilich umgekehrt:

Most people come to this world by stork.
I came by Flamingo, and Duke Ellington delivered me.
And it’s flown me all over the world.

(Herb Jeffries)

Pinguin

Naturgemäß wenig romantisch ist dagegen Raymond Scott's musikalische Paraphrase des Pinguins aus dem Jahr 1938. Umso mehr wird sie dem Treiben dieser seltsamen Vögel gerecht, die an Land so tollpatschig wirken und als Taucher so unheimlich wendig sind. Scotts Komposition ist eine der intelligentesten Formen von abbildender Klangmalerei.

Pelikan

Der aus den USA stammende und in Berlin lebende Singer-Songwriter Brandon Miller, der unter dem Pseudonym Sarsaparilla veröffentlicht, bekundet eine besondere Affinität zu Wasservögeln. Im Pelikan sieht er einen ambivalenten Vogel: höchst elegant, wenn er in der Gruppe in V-Formation übers Meer fliegt und seine auf und abgleitenden Flügelspitzen symmetrische Muster auf die Wasseroberfläche zeichnen, doch gierige Bestie, sobald er Fressbares im Wasser erblickt: Da stürzt er sich - seinen riesigen Schnabel weit aufgeklappt - ins Wasser und verschlingt wahllos, was ihm unterkommt. Für Miller ein treffendes Bild für den Menschen, den Konsumenten, der nie genug bekommen kann, und dessen Charakter, der - wie der des Pelikans - ständig zwischen Grazie und Bestialität oszilliert.

Pelican, Pelican when you're out to sea
you gotta love where you drink
it's the same place you pee!
Pelican, Pelican don't you understand:
to rest your quest you must save a little land!

(Sarsaparilla - "Pelican")

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