"Ausbrennen" wird oft ignoriert
07. Gefährdete Berufsgruppen
29. September 2010, 00:35
Das Burnout-Syndrom kann jeden "treffen" und ist daher nicht auf bestimmte Branchen oder Berufsgruppen beschränkt. Dennoch wurde in den 1980er Jahren Burnout vor allem als Krankheit der Manager bekannt.
"Hilflose Helfer"
In den 1960er und 1970er Jahren herrschte allerdings die Meinung, dass vornehmlich Menschen aus "helfenden Berufen" von Burnout betroffen sind. Zu dieser Hochrisikogruppe zählen unter anderem Lehrer, Erzieher, Krankenpfleger, Berater, Sozialarbeiter, Therapeuten, Bewährungshelfer, Angehörige von Behinderten und Pflegebedürftigen ("Hilflose Helfer").
Menschen mit sozialen Berufen sind also besonders gefährdet. Die Klienten dieser Berufsgruppen durchleben meist selbst eine Lebenskrise und können ihren Betreuern nur wenig Anerkennung und Zuspruch schenken. Die fehlende Wertschätzung kann zu einer Motivationsbremse werden und zur Resignation führen.
Ebenfalls zum Burnout im Sozialbereich können unklare und überhöhte Ansprüche an sich selbst führen: Weil die Betroffenen unerreichbare Ziele und Ideale verfolgen, kommt es zu keinen echten Erfolgserlebnissen mehr.
Gefährdet durch Engagement und Anteilnahme
Mittlerweile gelten unter anderem Politiker, Leistungssportler, Selbständige, Kreative (ständige "Ideenproduzenten"), Dienstleiter mit viel Kundenkontakt bzw. Publikumsverkehr sowie Menschen mit großer Verantwortung ebenfalls als potentielle Kandidaten für Burnout. Dasselbe gilt für Mitarbeiter in stark kontrollierenden und oder bürokratischen Organisationen und Unternehmen.
Auch Berufsgruppen wie Friseure, Gastwirte oder Taxifahrer sind durchaus betroffen, schließlich müssen sie sich ständig auf neue Wünsche ihrer Kunden einstellen und sind der Schilderung der unterschiedlichsten Probleme und Sorgen ausgesetzt. Auch Polizisten oder Flugbegleiter sind beruflich ständig von fordernden Menschen umgeben.
Große Teile der Ärzteschaft betroffen
Ständig in den Bereichen Kommunikation, Hilfsbereitschaft und Anteilnahme gefordert sind die Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
Eine Untersuchung hat gezeigt, dass bis zu 70 (!) Prozent der Ärzte in einem mehr oder weniger fortgeschrittenen Stadium von Burnout-Syndrom "stecken". Bei ihnen ist die Depersonalisierung (neben emotionaler Erschöpfung und Leistungseinbuße) besonders stark ausgeprägt: Patienten werden nicht mehr als Menschen, sondern als "Fälle" wahrgenommen. Im ärztlichen Burnout-Jargon heißt es dann: "Die Leber auf Zimmer 12" oder "Die Niere im OP".
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