Definition, Ursachen und Therapien

05. Die Skoliose

Eine Skoliose (griechisch: skolios bedeutet krumm) ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Ein vollständiges Aufrichten ist nicht mehr möglich. Wenn man frontal auf einen Rücken blickt, erscheint die Wirbelsäule normalerweise als gerade Linie. Durch die Drehung der Wirbel bei der Skoliose weicht ein Abschnitt der Wirbelsäule nach links und rechts aus. Die Folge ist eine S-förmige Krümmung. Auffallend sind bspw. unterschiedlich hohe Schultern oder eine starke Biegung des Rumpfes (Taille) nach einer Seite.

Ursachen
Bei 85 Prozent der Betroffenen kennt man die ursächlichen Faktoren der Skoliose nicht. In 15 Prozent der Fälle entsteht diese Verkrümmung der Wirbelsäule in Folge von

  • Wirbelfehlbildungen,
  • durch Nerven- und Muskelerkrankungen,
  • Erkrankungen des Bindegewebes oder des Knochenstoffwechsels,
  • durch Gewalteinwirkung und Amputationen (z. B. nach Unfällen oder Tumoroperationen),
  • durch schwere Narbenbildung oder Beinlängendifferenzen.
Mädchen häufiger betroffen
Bei einem von 1.000 Kindern wird eine Skoliose von über zehn Grad festgestellt. Die idiopathische Skoliose (ohne nachweisbare Ursache) kommt bei Mädchen viermal häufiger vor als bei Jungen.

Erkrankungsverlauf
Die Skoliose zählt zu den Wachstumsdeformitäten (Fehlbildungen). Dass heißt, das Fortschreiten der Wirbelsäulenverkrümmung ist direkt mit dem Wirbelsäulenwachstum verknüpft. Daher verschlechtert sich die Skoliose vor allem während der Wachstumsphasen. Bei den meisten Betroffenen bleibt die Skoliose lange unbemerkt, da sie schleichend verläuft.

Ausprägungen
Entsprechend den Wachstumsschüben kann die Krümmung im ersten und dritten Lebensjahr rasch voranschreiten. Zwischen dem fünften bis zehnten Lebensjahr verändert sich die Krümmung oft lange Zeit nicht, weil in dieser Zeit das Wachstum eher langsam voran schreitet. Ein weiterer Schub ist wieder während der Pubertät zu erwarten.

Je früher die Skoliose auftritt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Verkrümmung immer weiter voran schreitet. Folglich sind die Prognosen bei betroffenen Kindern bis zum vierten Lebensjahr (infantile Skoliose) und bis zum zehnten Lebensjahr (juvenile Skoliose) schlechter, als bei der so genannten Adoleszenten Skoliose, die erst nach dem zehnten Lebensjahr auftritt.

Diagnose
Erkannt wird eine Skoliose durch den "Vorbeugetest". Während der Patient den nackten Oberkörper nach vorne beugt, achtet der Arzt darauf, ob der Rücken auf beiden Seiten der Wirbelsäule gleich hoch ist. Der Verdacht auf Skoliose besteht, wenn sich eine Rückenhälfte im Lenden- oder Rippenbereich höher wölbt als auf der anderen Körperhälfte.

Eltern, die solche Asymmetrien bei Ihrem Kind feststellen, sollten auf jeden Fall zwecks Abklärung einen Orthopäden aufsuchen.

Therapieformen
Die Therapiewahl ist abhängig vom Alter des Kindes und dem Ausmaß der Krümmung. Bei Krümmungen bis 20 Grad ist meist eine physiotherapeutische Behandlung ausreichend. Krümmungen bis 40 Grad im Bereich der Lendenwirbelsäule und bis 50 Grad im Bereich der Brustwirbelsäule werden mit Rumpforthesen (Korsetts) behandelt. Sie dienen als Wachstumslenkung.

Der chirurgische Eingriff
Eine Operation wird in der Regel erst dann in Betracht gezogen, wenn die Krümmungen zwischen 40 und 70 Grad liegen und alle anderen Behandlungsmöglichkeiten keinen ausreichenden Therapieerfolg gebracht haben.

Bei Skoliosen, die bereits beim Neugeborenen vorhanden sind, schreitet die Krümmung oft sehr rasch voran. Diese Kinder werden bereits vor dem fünften Lebensjahr operativ behandelt, um die Gefahr einer Querschnittslähmung zu minimieren.

Bei diesem Eingriff wird die Wirbelsäule mit Hilfe von implantierten Metallstäben bis zu einem gewissen Grad aufgerichtet. Der betreffende Wirbelsäulenabschnitt muss also versteift werden, damit sich während des Wachstums keine neuerliche Krümmung einstellt.

Risiken einer Operation
In seltenen Fällen, also bei einem Prozent der Betroffenen, kommt es zu einer Querschnittlähmung. Diese Komplikation tritt überwiegend bei Personen mit einer hochgradigen Verkrümmung - von über 90 Prozent - auf.

Folgen bei Nichtbehandlung
Wird eine Skoliose ignoriert bzw. nicht behandelt, kann dies in der Folge zum Verlust der Beweglichkeit der Wirbelsäule führen. In fortgeschrittenen Stadien kommt es weiters zu Einschränkungen der Vitalkapazität (z. B. Lungenfunktion). Die Folge ist eine ständige Überlastung des Herz-Lungen-Kreislaufes. Die Lebensqualität und letztlich auch die Lebenserwartung sind eingeschränkt.

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
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Gesundheitsressort der Stadt Wien

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