Neue Behandlungsstrategien
09. Therapie bei Dickdarmkarzinom
29. September 2010, 00:35
Die chirurgische Entfernung des Darmkrebses ist nach wie vor der zentrale Pfeiler der Therapie beim Dickdarmkarzinom. Ziel der Operation ist es, den Tumor mit Sicherheitsabstand und alle verdächtigen Lymphknoten vollständig zu entfernen.
Etwa 50 Prozent der Patienten mit Dickdarmkarzinom entwickeln im Verlauf der Erkrankung auch Metastasen. In diesen Fällen wird eine Chemotherapie verabreicht. Seit Mitte der 1990er Jahre stehen mehrere Medikamente zur Verfügung. 5-Fluorouracil, Irinotecan, Oxaliplatin und Capecitabine sind die wichtigsten Zytostatika im Kampf gegen das Dickdarmkarzinom.
Die Standard-Chemotherapie hat jüngst Erweiterungen erfahren. Es wurden zwei neue Substanzen zur Behandlung des metastasierenden Kolonkarzinomes zugelassen. Es sind dies Cetuximab und Bevacizumab.
Rezeptorblockade an der Krebszelle
Seit Mitte 2004 ist Cetuximab in Österreich zugelassen. Diese Substanz wird derzeit dann eingesetzt, wenn bei den Behandelten die Chemotherapie nicht mehr wirkt, da die Krebszellen dagegen resistent wurden. Es handelt sich also um eine so genannte "second-" oder "third-line"-Therapie
Cetuximab hat 3 Wirkungen:
- Es blockiert - gezielt und hochwirksam - einen bestimmten Rezeptor (EGFR) an der Oberfläche der Krebszellen. Dieser Rezeptor spielt eine zentrale Rolle für das Wachstum und die Ausbreitung des Tumors, die durch Blockade des Rezeptors gehemmt werden.
- Cetuximab hemmt zusätzlich die Einsprossung neuer Blutgefäße in den Tumor (Angiogenese) durch Verminderung des so genannten vaskulären, endothelialen Wachstumsfaktors VEGF3. Dadurch wird die Blut- und Nährstoffversorgung des Tumors beeinträchtigt.
- Cetuximab markiert die Tumorzellen als fremdartig. Dadurch werden körpereigene Immunzellen gegen das Krebsgeschehen den Krebs mobilisiert.
Die Anfang 2005 zugelassene Substanz Bevacizumab ist ein so genannter Angiogenese-Hemmer. Bereits 1971 wurde das Wirkprinzip der so genannten Angiogenese-Hemmung entwickelt. Die Idee dabei: Die Bildung neuer Gefäße zum Tumor zu unterbinden und ihn somit auszuhungern bzw. zumindest sein Wachstum zu hemmen.
Antikörper blockiert Wachstumsfaktor
Bevacizumab ist ein Antikörper, der gegen den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor) gerichtet ist. VEGF spielt für die Blutgefäßversorgung des Tumors eine Schlüsselrolle. Bevacizumab ist in der Lage, die Blutzufuhr des Tumors zu unterbinden und diesen dadurch "auszuhungern".
Dieses Medikament ist zur Erstbehandlung von Patienten und Patientinnen mit metastasierendem Dickdarmkrebs in Kombination mit einer Standard-Chemotherapie zugelassen.
Weitere neue Strategien, die die Signalübertragungen innerhalb der Krebszelle behindern, sind gerade in klinischer Testung.
Anlaufstellen
Hilfestellung, Beratung und Interessensvertretung für Patienten und deren Angehörige bietet die im September 2004 gegründete Selbsthilfegruppe Darmkrebs:
Verein für Darmkrebsinformation
Postfach 2
1035 Wien
E-Mail: shg-darmkrebs@gmx.net
Österreichische Krebshilfe Dachverband
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Freitag 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr
1010 Wien, Wolfengasse 4
Telefon: ++43 (0)1 796 64 50
Fax: ++43 (0)1 796 64 50-9
E-Mail: service@krebshilfe.net
Link: http://www.krebshilfe.net
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Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien
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