Das Spiel der Mächtigen

Auf der Orchestergaleere

Generalprobe von "Al gran sole carico d’amore". Ziemlich heftig, Luigi Nonos Musik. Sie kommt auf den Zuhörer zu wie eine Welle, sagt Dirigent Ingo Metzmacher. Im Leisen wie im Lauten. Und geht an die Nieren. Der Schluss der Oper zählt für ihn zu den berührendsten Stellen der gesamten Opernliteratur. Nachvollziehbar.

Nonos Musik wogt und Metzmacher steht ohne Dirigentenstab als Kapitän auf einer Orchestergaleere: Um den Klang noch mächtiger zu machen (vierfache Bläserbesetzung!), sitzt das Orchester nicht in einem Graben, sondern ist links und rechts des Dirigenten aufgetürmt. Am Bug die Pauken, am Heck Röhrenglocken. An den Wänden links großes Schlagwerkarsenal, rechts riesige, gestimmte Metallplatten, sogenannte "lastre". Sie wurden extra für diese Aufführung angeschafft.

Für die vielen Trommeln und Pauken ist die Felsenreitschule klimatisch eine ziemliche Belastung. Deshalb stehen vor dem Bühneneingang zum Festspielhaus zwei klimatisierte Container für die Schlaginstrumente. Als Verstärkung der Wiener Philharmoniker mit dabei ist übrigens auch hauseigener Nachwuchs, liebe Ö1 Leserinnen und Leser: die Schlagwerkerin Karin Meissl aus der Ö1 Talentebörse.

"Al gran sole" erzählt über zentrale Frauengestalten des Kommunismus. Aus heutiger Sicht ein Requiem. Man darf gespannt sein, was Publikum und Kritik zu dem sagen werden, was Katie Mitchell, einer der angesagten Regisseurinnen Großbritanniens, aus den Zitaten-Fleckerlteppich-Libretto macht. Das Setting in der Felsenreitschule ist umwerfend, die Live-Kamera-Choreografie wird virtuos, so viel lässt sich schon sagen. Die ersten Probenfotos sind publiziert. Bei der Generalprobe als Kiebitze mit dabei: Claus Peymann und Nike Wagner.

"Wir müssen streiken" singt ein Arbeiter in "Al gran sole". "Wir müssen alle entlassen", antwortet darauf der Direktor. "Und wer wird arbeiten?", repliziert Ersterer. Hier greift es, das Motto der diesjährigen Festspiele: "Das Spiel der Mächtigen".

Ja und die "Così"-Premiere am Donnerstag! Großes Interesse, kein Sitzplatz zu kriegen im Haus für Mozart, kein Klappsessel frei am Kapitelplatz und 256.000 vor den Fernsehgeräten. Und alle halten sich ans Festivalmotto. Das Spiel der Mächtigen allerorten: Vor der Premiere und in der Pause der Premiere und nach der Premiere Society-Events mit den großen der großen Firmen. Auch mit dem - laut einer Analyse sozialer Netzwerke - mächtigsten Manager Österreichs, Christian Konrad. Die Festspiele auf dem Weg zu ihrem heimlichen Herzstück, "Al gran sole".

Links
Ö1 Talentebörse - Karin Meissl

Salzburger Festspiele - Al gran sole carico d'amore
Wirtschaftsblatt - Manager: Raiffeisen ist am mächtigsten