Umstrittene Studie bewertet Österreich mit Bestnoten

09. Europas bestes Gesundheitssystem

Nirgendwo sonst in Europa werden Patienten schneller behandelt und besser medizinisch versorgt. Das ergab 2007 eine Studie in der EU. Erstellt hat sie das Health Consumer Powerhouse, ein schwedisches Unternehmen von Gesundheitsexperten mit Sitz in Stockholm und Büro bei der EU in Brüssel. Es erstellt jährlich eine Rangliste der besten Gesundheitssysteme der Mitgliedsstaaten der EU sowie der Schweiz und Norwegens. Dabei hat Österreich im Vergleich zum Jahr 2006 einen Sprung um 5 Plätze nach vor gemacht und bekam die Goldmedaille.

Bessere Vorsorge bei niedrigeren Ausgaben
Österreich hat laut dieser Experten-Studie aber nicht nur das konsumentenfreundlichste Gesundheitssystem Europas, sondern schneidet dabei auch noch besser ab als Länder wie die Schweiz oder Luxemburg, die deutlich mehr Geld für die medizinische Versorgung ausgeben. So würde Österreich dafür jährlich pro Kopf 2.186 Euro aufwenden, Luxemburg 3.526 Euro, die Schweiz und Norwegen rund 2.820 Euro.

Direkter Zugang zu Ärzten - gute Behandlungsergebnisse
Ausschlaggebend für die Spitzenbewertung Österreichs waren besonders kurze Wartezeiten bei Arztbesuchen und akuten Operationen, der direkte Zugang zu Ärzten sowie sehr gute Behandlungsergebnisse. Ein Besuch beim Hausarzt sei in Österreich noch am selben Tag möglich, betonen die Studien-Autoren, die Wartezeit für den Beginn einer Strahlen- oder Chemotherapie gegen Krebs liege unter drei Wochen. Gut seien in Österreich auch die Chancen, Herzinfarkt und Krebs zu überleben: Beim Herzinfarkt lägen sie bei mehr als 92 Prozent. Von Krebs-Patienten lebten 60 Prozent noch länger als fünf Jahre. Außerdem würden neue Medikamente vergleichsweise schnell (in weniger als 150 Tagen) ins Krankenkassensystem übernommen.

Zu lange Wartezeiten bei nicht akuten Operationen
Im Mittelfeld beurteilen die Studien-Autoren Österreich bei den Wartezeiten auf nicht akute Operationen wie Bypass oder Hüfte. Diese betrage für 50-90 Prozent der Patienten mehr als 90 Tage. Dabei sind Belgien, Deutschland und die Schweiz führend in Europa. Kritisiert wird auch, dass es in Österreich keine generelle Versicherung gegen Behandlungsfehler gebe und dass Patienten-Organisationen zu wenig eingebunden würden. Daher würden Entschädigungsfragen in der Regel über Gerichte entschieden.

Informationsdefizite
Seine größten Schwächen hat das österreichische Gesundheitssystem nach Meinung von Studienautor Arne Björnberg bei der Patienteninformation: Wenn ein Patient etwas über Gesundheit wissen wolle, werde ihm in Österreich gesagt, er solle zum Arzt gehen, so Björnberg. Kostengünstiger und effizienter wäre es seiner Meinung nach, die Patienten zu motivieren, sich zuerst über Internet oder Telefon selbst zu informieren, wie sich das etwa in Großbritannien und Dänemark bewährt habe.

Absturz auf Rang drei
2008 wurde das Österreichische Gesundheitssystem nur noch als das drittbeste bewertet. Die Spitzenplätze haben nun die Niederlande und Dänemark eingenommen.

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