Zuviel Sound in Salzburg

Ben-Becker-Beuschl

Wachs in die Ohren, um nichts zu hören. Einfach notwendig in Salzburg, dort wo ich wohne. An ruhigen Schlaf ist nicht zu denken. Denn unter meinem Zimmer, das ich für die Festspielzeit bewohnen darf, befindet sich das Triangel und das Spoon.

Im Spoon klimpert Tag für Tag jemand bis ein Uhr Früh am E-Piano "My Way" und Mozarts d-Moll-Phantasie. Danach geht's weiter mit Techno. Jetzt das Wachs. Rein in die Ohren. Der Dramaturgie-Kollege mit der Hornhaut an den Ellenbogen hat's empfohlen.

Das Wachs hilft kaum. Lärm tönt auch vom Triangel. Dort trifft sich die Künstlerschaft Mittags, Nachmittags, Abends, Nachts, isst Flimm-Toast und Ben-Becker-Beuschl. Für welche Speise sich Claus Peymann entschieden hat, bevor er die Generalprobe zu Nonos "Al gran sole" besucht hat, ist nicht überliefert. Isst Peymann Flimm-Toast? Isst Flimm Ben-Becker-Beuschl? Keine Zeit, es zu beobachten.

Das Ö1 Studio, in dem die Kolleginnen und Kollegen ihre Radiobeiträge für Sie produziert haben, hat schon wieder seine Pforten geschlossen, habe ich gehört. Dabei wollt ich da so gern mal vorbeischauen... Keine Zeit. Und des Nachts fortissimo summender Gesprächslärm gewürzt mit Sängerinnen-Lachern.

Deshalb habe ich mich entschlossen, das Stück "Sound of Silence" zu sehen. Da wurde wenigstens nicht geredet. Alvis Hermanis, der Schöpfer des "Väter"-Theaterwunders, das zuletzt bei den Wiener Festwochen zu sehen war, hat für Riga, Berlin und Salzburg seine Schauspieler zu Songs von Simon & Garfunkel improvisieren lassen. Thema: Die späten 60er-Jahre in Lettland. Entstanden sind genaue, zärtliche Bilder für eine Zeit, die für kurze Momente gelebte Utopie und Unschuld eins werden ließ. Hermanis, geboren 1965, dürfte diese Zeit mit Hilfe seiner Schauspielerinnnen und Schauspieler gut getroffen haben: Nach der Vorstellung hörte man Seufzer aus dem Publikum: Genauso war's damals.

Link
Salzburger Festspiele - The Sound of Silence
Daily - The Sound of Silence (PDF)