Tief Luft holen

29. September 2010, 00:35

Salzburg hat heute die letzten Kräfte gesammelt, kurz Luft geholt und noch einmal alle Muskeln angespannt. Konzentriert und ernst haben das Direktorium der Festspiele sowie Schauspiel- und Musikchef am Vormittag ihre Abschlusspressekonferenz gegeben.

Am Nachmittag schallt tosender Applaus über die Dächer der Altstadt. Vom Domplatz her weht der Jubel für Peter Simonischek, den Rekord-Jedermann. Noch einmal hat das Pressebüro alle Hände voll zu tun, Radio- und Fernsehteams zu koordinieren.

Die Dramaturgie hat ihre letzten beiden Daily-Hefte fertiggestellt, mit einem berührenden Text von Simonischek. "Nie werde ich die Vorstellung 2003 vergessen, während der meine Mutter hier im LKH auf Leben und Tot auf dem Operationstisch lag und ich nicht wusste, ob ich das Vaterunser am Ende des Stückes für eine Lebende oder bereits Verstorbene spreche", schreibt der Schauspieler. "Ich habe viel erlebt mit diesem 'Jedermann' und er hat mein Leben sogar etwas verändert, weil ich das zugelassen habe."

Vom Mönchsberg aus gesehen summt und brummt Salzburg heute. Ein tosendes Jedermann-Publikum, ein hohes Flirren vom Wilhelm-Furtwängler-Garten, wo eine hektische Männerstimme ein Mode-Event moderiert. Menschen wie aus einem Frauenmagazin geschnitten versammeln sich indes in einem Zelt im Hof der Residenz. In Salzburg ist Fashion Week.

Flucht über den Doktor-Herbert-Klein-Weg und den Doktor-Ludwig-Prähauser-Weg auf die Richterhöhe, vorbei an den idyllischsten Häusern und Gärten. Freier Blick auf den Untersberg. Durch den Trubel auf die andere Seite der Stadt in die malerische Steingasse in die dunke getäfelte Andreas Hofer Weinstube. Lässt die Spannung schon nach?

Markus Hinterhäuser ist im Triangel, das er sogar bei der Abschluss-Pressekonferenz als Diskurs-Zentrum der Festspiele erwähnt hat, nicht mehr Namenspatron von Penne, sondern von einem Schokoauflauf. Den hat er heute das erste Mal probiert. Hinterhäuser hat Hinterhäuser geschmeckt.

Tief Luft holen. Noch drei Tage Festspiele.