Opernwerkstatt: Christian Thielemann
Christian Thielemann hat in Wien - vor allem mit seinen Wagner-Interpretationen - einen Kult-Status erreicht, der nur mit Karajan, Bernstein oder Furtwängler vergleichbar ist. Peter Dusek im Gespräch mit dem Stardirigenten.
21. August 2018, 21:46
Christian Thielemann hat längst den Status eines Musik-Gurus erreicht. Dabei ist Christian Thielemann einer, der sich relativ langsam entwickelt hat. Geboren am 1. April 1959 in Berlin hat er erst als Jugendlicher begonnen, sich für Klassische Musik zu begeistern - lange spielte Christian Thielemann mit dem Gedanken, Architektur zu studieren oder eine Karriere als Leiter der Gärten der Preußischen Schlösser zu versuchen.
Mit 18 Jahren begann er sein Musikstudium, mit 20 war er Assistent von Karajan und Barenboim. Dann kamen echte "Galeerenjahre": Er erarbeitete sich ein riesiges Repertoire inklusive Operette. Thielemann wurde ernstgenommen, debütierte im Jahr 1987 unauffällig mit "Così fan tutte" an der Wiener Staatsoper - war aber noch lange nicht "der Thielemann".
Christian Thielemann kann sich heute aussuchen, wo er was mit welchem Orchester spielen will - seine Wirkungszentren sind Bayreuth, München (von wo er in zwei Jahren nach Dresden übersiedeln wird) und Berlin. Und Wien darf sich glücklich schätzen, dass es die Wiener Philharmoniker gibt - denn sie bringen den Pultstar relativ oft an die Donaumetropole. Vergleichsweise selten sind die Auftritte von Thielemann an der Wiener Staatsoper - immerhin schwelgt das Wiener Opernpublikum in Tristan, Parsifal und Meistersinger-Serien, die zum Teil auch schon im Handel zu erwerben sind. Und beim nächsten Operndirektor soll es ebenfalls eine Lohengrin-Premiere geben…
Tatsache ist, dass Thielemann in Wien einen Kult-Status erreicht hat, der nur mit Karajan, Bernstein oder Furtwängler vergleichbar ist. Wem von diesen dreien fühlt er sich am nächsten? Die Antwort von Thielemann kam ohne nachzudenken: "Wenn ich überhaupt ein Vorbild habe, dann ist dies doch Furtwängler!" Und Musik-Kenner können dies aus ihren Analysen her nur bestätigen - allerdings entwickelt Thielemann immer mehr einen so persönlichen Interpretationsstil, dass sich die Frage nach dem "Vorbild" erübrigt. Immerhin: Bei einem Furtwängler- Konzert haben sich die Eltern kennengelernt, beim ersten Klavierunterricht blickte ein "bleicher Mann" von einem Wandfoto - und wieder war es Furtwängler…
Text: Peter Dusek
Opernwerkstatt: Christian Thielemann
Mittwoch, 7. April 2010
19:30 Uhr
Großer Sendesaal
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