Umsturz in Kirgistan
Sieg der Opposition
In Kirgistan ist nach dem Umsturz der letzten Tage wieder so etwas wie Ruhe eingekehrt. Der geflüchtete Präsident Bakijew hat seine Niederlage noch nicht akzeptiert und verweigert den Rücktritt. Das macht die Situation nicht einfach, der Sieg der Oppositionskräfte steht derzeit aber außer Zweifel.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 09.04.2010
Aufräumen nach Kämpfen
Die Lage in der zentralasiatischen Republik scheint sich wieder etwas zu beruhigen. In den Straßen von Bischkek werden die ausgebrannten Fahrzeuge abtransportiert. Man sieht Gruppen von Trauernden vor den Regierungsgebäuden, also dort, wo vor zwei Tagen die Kämpfe zwischen Demonstranten und Regierungseinheiten am stärksten waren. Die Unruhen, die schließlich zum Sturz der Regierung und zur Vertreibung des Präsidenten Bakijew geführt haben, haben 75 Tote und mehrere hundert Verletzte gefordert. Die Übergangsregierung unter Rosa Otunbajewa hat für heute und morgen Trauer angeordnet.
Bakijew verweigert Rücktritt
Präsident Bakijew hat während der Unruhen die Hauptstadt verlassen. Er befindet sich im Süden des Landes, wo er immer noch über eine gewisse Anhängerschaft verfügt, und weigert sich, zurückzutreten. Er hat jede Verantwortung für das Blutvergießen zurückgewiesen. Weder Russland noch die USA hätten bei dem Umsturz eine Rolle gespielt, sagte Bakijew. Da die Oppositionskräfte inzwischen aber in praktisch allen Landesteilen die Macht übernommen haben, ist Bakijew im Moment weitgehend isoliert.
Grünes Licht in Russland und USA
Russland hat die neue Führung unter Interims-Regierungschefin Rosa Otunbajewa anerkannt. Eine Delegation der neuen Machthaber wird heute in Moskau zu Gesprächen erwartet. Russland hat jede Mitwirkung an dem Umsturz kategorisch ausgeschlossen, allerdings können die rasche Anerkennung der neuen Regierung und die Kritik an der Amtsführung von Bakijew den Eindruck erwecken, dass Moskau über die Entwicklung der zentralasiatischen Republik durchaus zufrieden ist. Ein hochrangiger Berater des amerikanischen Präsidenten nannte die neue Führung „Leute, mit denen wir seit vielen Jahren in Kontakt stehen“. Washington scheint also weniger an der Zusammensetzung der neuen Führung als im wesentlichen an einer Erhaltung seiner Militärbasis interessiert zu sein.
Vorsicht in China
China hat seinen Einfluss in Kirgistan in letzter Zeit dramatisch verstärkt. Zum einen fühlt es sich durch die starke russisch-amerikanische Militärpräsenz in der Region irritiert, zum anderen versucht es eine Verbindung zwischen zentralasiatischen islamistischen Gruppen und seinen muslimischen Minderheiten zu verhindern.