Sozialisten wie erwartet abgestürzt
Ungarn: Fidesz erringt absolute Mehrheit
Bei den Parlamentswahlen in Ungarn sind die regierenden Sozialisten abgewählt worden, sie stürzten von knapp 45 auf 20 Prozent ab. Klarer Wahlsieger ist die rechtskonservative Fidesz-Partei von Ex-Premier Viktor Orban mit knapp 53 Prozent der Stimmen. Erstmals den Einzug in Parlament schafften die rechtsextreme Jobbik-Partei und die Grünen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal 12.04.2010
16,7 Prozent für Rechtsradikale
Die rechtskonservative Oppositionspartei Fidesz-MPSZ mit 52,76 Prozent der Listenstimmen einen haushohen Sieg errungen. Die seit acht Jahren regierenden Sozialisten (MSZP) wurden mit 19,30 Prozent abgestraft, wie die Wahlbehörde gestern Abend nach Auszählung von 99,1 Prozent der Stimmen bekanntgab. Die bisher nicht im Parlament vertretene rechtsradikale Jobbik erhielt 16,70 Prozent. Fidesz-Chef und Ex-Premier Orban sprach von einem "eindeutigen Sieg".
"Rückkehr auf Hauptstraße der Geschichte"
Noch-Premier Gordon Bajnai gratulierte Orban, zum Sieg. Orban, der bereits von 1998 bis 2002 einmal ungarischer Ministerpräsident war, verglich den Wahlsieg mit 1956, als sich die Ungarn gegen die kommunistische Diktatur auflehnten, und mit 1990, als sich die Bürger gegen das Einparteiensystem und für die Demokratie einsetzten: Ungarn kehre "erhobenen Hauptes auf die Hauptstraße der Geschichte" zurück.
Grüne im Parlament
Als vierte Kraft konnte die grün-alternative Reformpartei LMP mit 7,43 Prozent ins Parlament einziehen. Das seit 1990 im Parlament vertretene Demokratenforum (MDF), führende Partei der ersten demokratisch gewählten Regierung (1990-94) nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, verfehlte mit 2,65 Prozent hingegen den Wiedereinzug.
Ergebnis verzögert
Die Veröffentlichung der Ergebnisse hatte sich zuvor wegen extrem langer Warteschlangen vor den Wahllokalen stark verzögert. Zum Zeitpunkt des offiziellen Wahlschlusses um 19.00 Uhr standen vor manchen Lokalen noch Hunderte Menschen, die abstimmen wollten. Daraufhin verlängerte die Landeswahlkommission (OVB) die sogenannte Wahlruhe, die eine Berichterstattung über Wahlergebnisse verbietet, und untersagte die Veröffentlichung von Auszählungsergebnissen bis zur Schließung aller Wahllokale. Erst kurz nach 22.00 Uhr hob die OVB wegen heftiger Proteste die Wahlruhe auf und gab die offiziellen Ergebnisse bekannt.
Zweite Wahlrunde
Ungarn hat ein kombiniertes System aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht, so dass die endgültige Mandatsverteilung erst nach der zweiten Wahlrunde am 25. April feststehen wird. Nach den Ergebnissen der ersten Runde hat die rechtskonservative Fidesz-Partei von Ex-Premier Viktor Orban allerdings nur in zwei Einzelwahlkreisen nicht die relative Mehrheit der Stimmen erhalten, womit eine Zwei-Drittel-Mehrheit in greifbare Nähe gerückt ist. Damit könnte Fidesz im Alleingang die ungarische Verfassung ändern.