Nach Tod Kaczynskis

Trauer auch in Russland

Auch in Russland herrscht Trauer um den polnischen Präsidenten. Die Behörden in Moskau tun alles, um eine vollständige Aufklärung der Unglücksumstände zu garantieren. Hilfe gibt es auch für die Angehörigen der Opfer.

Mittagsjournal, 12.04.2010

Opfer noch identifizieren

Nur ein Drittel der Opfer ist zwei Tage nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine bei Smolensk identifiziert. Jetzt werden die Angehörigen der Opfer auf russische Kosten eingeflogen, um die persönliche Identifizierung vorzunehmen.

Angehörige in Moskau

In Moskau sind weitere Angehörige der Opfer der Flugkatastrophe eingetroffen. Die sterblichen Überreste wurden ja von Smolensk in die russische Hauptstadt gebracht. Gesundheitsministerin Tatjana Golikowa in Moskau: „Die Untersuchungen sind abgeschlossen, jetzt beginnt die Identifizierung, wenn die Angehörigen da sind.“ Nur bei etwas mehr als einem Dutzend der ranghohen Passagiere konnte die Identifizierung bis jetzt zweifelsfrei abgeschlossen werden. Moskau hat für die Angehörigen die Reisebeschränkungen aufgehoben und jede Hilfestellung zugesagt.

Kein technischer Defekt

Zur Ursache des Absturzes haben die russischen Behörden festgestellt: Das Präsidentenflugzeug sei in technisch einwandfreiem Zustand gewesen, es seien keine technischen Probleme aufgetreten. Der Pilot habe sich aber trotz mehrfacher Warnungen vor den schlechten Sichtverhältnissen zu einer Landung entschlossen. Über einen Streit zwischen dem Piloten und den hochrangigen Passagieren wurde von russischer Seite nichts bekannt. Die russischen Behörden haben mit der Auswertung der Flugschreiber gewartet, bis die polnischen Beamten in Moskau eingetroffen sind.

Trauertag auch in Russland

Präsident Medwedjew hat für heute in Russland einen nationalen Trauertag angeordnet. Die Fahnen im Land wehen auf Halbmast. Der Tod von Präsident Kaczynski in der Nähe von Katyn stellt die russisch-polnischen Beziehungen erneut auf eine harte Probe. Das staatliche russische Fernsehen hat gestern das Programm geändert und den Film Katyn des bekannten polnischen Regisseurs Andrzej Wajda im Hauptabendprogamm gezeigt. Die tragische Verquickung des Absturzes des Präsidenten mit der Ermordung von mehr als 20.000 Polen vor 70 Jahren durch den sowjetischen Geheimdienst, steht im Mittelpunkt der russischen Berichterstattung: Die Moskauer Tageszeitung Vedomowsti mahnte heute wohl zu recht: Um diese unheimliche Symbolik zu verkraften, brauchten beide Seiten nun Geduld und ein Maximum an Rücksicht. Russland müsse nun auf Polen zugehen.

Mittagsjournal, 12.04.2010