Nach Haiti-Erdbeben

14 Millionen Euro für "Nachbar in Not"

Drei Monate nach dem schweren Erdbeben in Haiti zieht die vom ORF unterstützte Hilfsaktion Nachbar in Not Bilanz. Bis heute haben die Österreicher 14 Millionen Euro gespendet. Zentrale Herausforderung für die Hilfsorganisationen ist es nun, die Menschen vor Beginn der Regenzeit in Sicherheit zu bringen.

Mittagsjournal, 12.04.2010

Hälfte aller Spenden

Die ORF-Hilfsaktion "Nachbar in Not" hat in den drei Monaten nach dem Erdbeben in Haiti bisher 14 Millionen Euro an Spenden eingespielt. Das ist fast die Hälfte des Gesamtspendenaufkommens in Österreich, betonte Generaldirektor Alexander Wrabetz bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien. Gesamt spendeten die Österreicher 32 Millionen Euro für die Opfer der Katastrophe.

Angst vor Regenzeit

Das Spendenaufkommen zeige, dass der Name "Nachbar in Not" ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung genieße, sagte Wrabetz. Bis Ende des Jahres soll die Hilfsaktion 80 Prozent der Gelder ausgegeben haben, berichtete "Nachbar in Not"-Vorstand Christoph Petrik-Schweifer. "Das kann sich aber von Tag zu Tag wieder ändern." Vor allem die Auswirkungen der Regenzeit machen den Helfern zu schaffen.

Die Zustände auf Haiti seien nach wie vor katastrophal, so Petrik-Schweifer. Viele der provisorisch eingerichteten Hilfscamps seien durch die Regenzeit akut von Überschwemmungen bedroht und müssten nun abgesiedelt werden. Auch fehle es vielen Menschen an Schutz vor den Niederschlägen. Über den notdürftigsten Unterständen sei nicht einmal eine Plastikplane angebracht: "Das sind vier Stecken und darüber liegt eine Decke."

Schock sitzt noch tief

Auch der Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, Fredy Mayer berichtete, dass selbst die erfahrensten Katastrophenhelfer "schockiert" über das Ausmaß der Zerstörungen gewesen seien. Und das in einem Land, das ohnehin schon in bitterster Armut lebe: "Die Situation in Haiti war und ist trist." Zumindest habe man mit der schnellen Hilfe den meisten Opfern ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht.

Start der Hilfsaktion im Jänner

Das kurzfristige Anlaufen von "Nachbar in Not" anlässlich der Erdbebenkatastrophe startete am 14. Jänner. Zehn Tage später hatten die Österreicher bereits über 4,4 Millionen Euro gespendet. Der ORF schaltete seither 241 Spots mit Spendenaufrufen und Programmtrailern für "Nachbar in Not".

Für die teilnehmenden Hilfsorganisationen ist "der elektronische Klingelbeutel ORF" beim Sammeln von Katastrophengeldern eine wichtige Unterstützung, wie Caritas-Präsident Franz Küberl resümierte: "Danke. Und ich sage auch 'Bitte'. Wer weiß, ob wir nicht wieder etwas brauchen."

Über eine Million obdachlos

Durch das Erdbeben in Haiti waren am 12. Jänner 220.000 Menschen ums Leben gekommen, 1,3 Millionen wurden obdachlos. Große Teile der Hauptstadt Port-au-Prince liegen noch immer in Trümmern. Die Schäden des Bebens werden auf acht Milliarden Dollar geschätzt - das ist weit mehr als Haitis jährliche Wirtschaftsleistung vor der Katastrophe.