In kammermusikalischer Fassung

"Engel aus Feuer" im Odeon

Das Wiener Odeon bringt eine selten gespielte Oper Prokofjews, nämlich "Engel aus Feuer". Philipp Harnoncourt kehrt als Regisseur ans Odeon zurück, der österreichische Komponist Wolfgang Suppan hat eine kammermusikalische Version erstellt und Erwin Piplits ist für die Ausstattung verantwortlich.

Mittagsjournal, 19.04.2010

Leidenschaft, Hysterie und Obsession stehen im Mittelpunkt der Lebensgeschichte Renatas und ihrer rastlosen, letal endenden Suche nach ihrem Engel Madiel, der einst, die sexuellen Fantasien der jungen Frau erkennend, dieser zornig entflohen ist.

Mit Sergej Prokofjews selten gespielter Oper "Engel aus Feuer" bringt Phillip Harnoncourt ein frühes Meisterwerk der Moderne auf die Bühne - eine Geschichte, die an den Grenzen von Wahn und Wirklichkeit, zwischen der Vernunft und dem Okkulten, zwischen Liebe und Besessenheit angesiedelt ist.

Disziplin versus Triebe

Die Geschichte beruht auf einem Roman des russischen Symbolisten Walerij Brjussow und konfrontiert eine junge, das bürgerliche Leben und seine Konventionen komplett ablehnende Frau mit einem ganz rational denkenden Mann. Die Geschichte eskaliert im Kloster, dessen Werte die junge Frau bis in die Grundfeste erschüttern.

"Hier wird Disziplin angewendet, hier versuchen Menschen, ihre Natur zu formen und unter Kontrolle zu kriegen", sagt Philipp Harnoncourt. Auf der einen Seite sei das zwar möglich und auch nötig, auf der anderen Seite sei es unmöglich und auch unnötig - "wie ja auch schon Freud bemerkt hat, dass es unmöglich ist, die Triebe komplett zu kontrollieren". Und bei dem, was heute in Klöstern vorgehe, sehe man auch den Konflikt zwischen einer "lebendigen und permanenten Sinnlichkeit und einem sehr hohen Anspruch, sich einzuschränken".

15-köpfiges Kammermusik-Ensemble

Es ist eine durch und durch düstere Geschichte und das vermittelt auch das von Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits gestaltete Bühnenbild. Düster graubraun schmutzige Wände, die nach Bedarf von Mitgliedern des Serapionstheaters verschoben werden.

Komponist Wolfgang Suppan hat für das Odeon eine kammermusikalische Version geschaffen, Prokofjews 60-Mann-Orchester auf ein 15-köpfiges Kammermusik-Ensemble reduziert, ohne jedoch eine Verkleinerung der musikalischen Inhalte vorzunehmen. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des italienischen Dirigenten und Pianisten Marino Formenti.

Service

Sergej Prokofjew, "Engel aus Feuer", 21. April bis 15. Mai 2010, Odeon Theater,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Odeon