"Tom Sawyer" und "Huckleberry Finn" neu übersetzt
Mark Twains 100. Todestag
Am 21. April vor 100 Jahren ist Mark Twain gestorben. Er war 74 und am Ende seines Lebens der bekannteste US-amerikanische Schriftsteller. Der 100. Todestag beschert uns unter anderem eine zeitgemäße Übersetzung der beiden Klassiker.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 21.04.2010
"Jungs wie mich gibt's nicht alle Tage", schieb Mark Twain selbstbewusst an seine Verlobte, "wir sind überaus selten. Wir sind eine Art menschliche Jahrhundertpflanze und wir blühen nicht in jedem Vorgarten." Die Selbsteinschätzung war keineswegs übertrieben. Mark Twain, am 23. November 1835 als Samuel Langhorne Clemens in Florida, Missouri, geboren, war Goldgräber, Seemann, Reporter, Vortragskünstler, passionierter Weltreisender und Autor von "Tom Sawyer" und "Huckleberry Finn".
"Das, was diese beiden Bücher ausmacht – im Unterschied zu anderen Jugendbüchern – ist, dass sie den Gesamtkosmos der Jugend und der Kindheit abstecken", meint der Übersetzer Andreas Nohl. Mark Twain habe in diese Bücher einen Entwicklungszeitraum von etwa acht Jahren hineingepackt.
Sprachlich modernisiert
Auch 100 Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers haben "Tom Sawyer" und "Huckleberry Finn" nichts von ihrer Frische verloren. Die Neuübersetzung von Andreas Nohl macht das einmal mehr deutlich: Er hat den Text sprachlich modernisiert und auf vordergründige Aktualisierung verzichtet.
Für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene sollten die beiden Romane lesbar sein, das war das Anliegen von Andreas Nohl und das war auch das Anliegen von Mark Twain, denn "Jugendliche sind in ihren Emotionen viel radikaler" als Erwachsene, so Nohl. Die beiden Neuübersetzungen sind im Hanser Verlag erschienen.
Robert Hirst ist Leiter des Mark-Twain-Projektes an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Er sagt, man sollte Mark Twain nicht nur mit "Huckleberry Finn" und "Tom Sawyer" gleichsetzen, er sei ein sehr experimenteller Autor gewesen.
Wien feiert Mark Twain
Ein Mark-Twain-Tag ist am 21. April 2010 in Wien angesagt: Vorträge und Lesungen unter anderem mit Karlheinz Hackl gibt es am Abend im Presseclub Concordia und am Vormittag wird eine Gedenktafel am Hotel Ambassador enthüllt. Hotel Krantz hat es früher geheißen und Mark Twain hat hier 1897/98 neun Monate lang gelebt. Seiner Tochter Clara nahm damals Unterricht beim Klavierlehrer Theodor Leschetizky und der berühmte Vater genoss unterdessen das Wiener Gesellschaftsleben und quälte sich mit der deutschen Sprache.
Textfassung: Ruth Halle