Nach Übergriffen und Finanzvorwürfen

Bischof Mixa zieht sich zurück

Der umstrittene Bischof von Augsburg, Walter Mixa, zieht sich jetzt von seinem Amt zurück, auch als Militärbischof. Das ist die Konsequenz aus einer Affäre um den Bischof, die im Zuge der Missbrauchsskandale in kirchlicher Obhut immer größere Ausmaße angenommen hat. Zusätzlich zu Übergriffen gegen Heimkinder wurden dem Bischof finanzielle Verfehlungen zur Last gelegt.

Morgenjournal 22.04.2010

Mixa ersucht Papst um Amtsentbindung

Zuletzt hatte sogar der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dem umstrittenen Augsburger Bischof zu einer "Auszeit" geraten, und jetzt folgte der von vielen schon erwartete Schritt. Bischof Walter Mixa wird den Papst bitten, ihn von seinem Ämtern als Bischof von Augsburg und als Militärbischof der Bundeswehr zu entbinden. Das bedeutet Rücktritt Mixas aus seinen hohen Kirchenämtern.

Zweifel des Priesterrates

Zuletzt hatte sogar der Priesterrat der Diözese Augsburg öffentlich an Mixa gezweifelt. Dessen Sprecher Bernhard Ehler: "Mit der Frage, inwiefern kann man dem Bischof trauen, stellt sich auch die Frage, inwiefern kann man der Kirche insgesamt Glauben schenken."

Heimkinder misshandelt

Walter Mixa hatte erst nach langem Schweigen und nach Bekanntwerden vielfältiger Anschuldigungen zugegeben, als Stadtpfarrer von Schrobenhausen von den Siebziger- bis in die Neunzigerjahre hinein Heimkinder körperlich misshandelt zu haben - mit Watschen, wie der Bischof es nannte, auf wesentlich härtere Art, wie Betroffene berichten.

Wein und Kunst aus Stiftung bezahlt

Zu einer Entschuldigung wurde fand sich der Bischof erst sehr spät bereit. Und zuletzt kamen dann auch noch Vorwürfe wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten hinzu. So wurden teure Kunstgegenstände und auch größere Mengen an Wein aus dem Vermögen einer Waisenhausstiftung bezahlt, für die der heutige und jetzt zurückgetretene Bischof Mixa Verantwortung trug.

Erbitterte Gegner, glühende Verehrer

Walter Mixa hat oft und gerne polarisiert. In der Debatte um mehr Krippenplätze hat er der Politik vorgeworfen, Frauen zu Gebärmaschinen zu degradieren. Die Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen hat er in Zusammenhang mit der 68er Bewegung gestellt. In einem Atemzug hat der gebürtige Oberschlesier Holocaust und Abtreibungen genannt. Und er sieht es als erwiesen an, dass die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus sich in Nationalsozialismus und Kommunismus finden. Das und mehr hat ihm erbitterte Gegner, aber auch glühende Verehrer eingebracht.

Allgemeine Erleichterung

In Augsburg am Lech herrscht nach Bekanntwerden des Rücktrittsgesuchs nun primär Erleichterung. Neben namhaften Politiker der Unionsparteien begrüßt auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken Mixas Schritt. Der Vorsitzende Alois Glück bezeichnet das Rücktrittsgesuch als unausweichlich, es sei eine Erleichterung für die katholische Kirche in Deutschland.

Mittagsjournal, 22.04.2010

Brief an den Papst

In seinem Brief an den Papst schreibt Mixa, er wolle dafür Sorge tragen, weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen. Ihm ginge es immer darum, Zeuge des Evangeliums zu sein und als Seelsorger den mir anvertrauten Menschen zu dienen. Seiner eigenen Schwächen sei er sich dabei wohl bewusst. Nochmals bitte er um Verzeihung und verspricht an einer lückenlosen Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe aktiv mitzuwirken. Die späte Einkehr als Kehraus. Es gilt als wahrscheinlich, dass Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch annimmt und bis zur Ernennung eines Nachfolgers in Augsburg einen Administrator einsetzt.

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