"Es ist knapp vor zwölf Uhr"

Experte: Die Zeit drängt

Der Finanzexperte Daniel Gros vom Center of European Policy Studies drängt zu einer raschen Entscheidung, um das Steuer noch herumzureißen. "Es ist knapp vor zwölf Uhr", so Gros im Ö1-Morgenjournal-Interview. Die Griechen müssten eine nationale Kraftanstrengung machen. Gros hält es auch für möglich, dass der Finanzmarkt anderen Euro-Ländern wie Spanien oder Italien das Vertrauen entzieht.

Nicht länger als drei bis vier Wochen

Regierung, Gewerkschaft, Kommission, müssten einen nationalen Pakt aushandeln, sagt Gros. "Dann kommt unser Geld, vielleicht sogar noch mehr als anfangs versprochen, und dann kann man das Steuer noch mal kräftig herumdrehen." Das müsste in den nächsten drei bis vier Wochen geschehen, aber länger dürfe es nicht dauern.

Fehler auch bei Deutschland

Dass die Umsetzung des Hilfspakets so lange dauert, führt Gros darauf zurück, dass es die Gesellschaft in Griechenland nicht schafft, sich auf die Lage einzustellen und einzusehen, dass sie radikal sparen müsse. Aber auch Deutschland habe einen Fehler gemacht, sagt Gros: "Man hat gedacht, es reicht, mit der Hilfe zu winken, und dann wird sie gar nicht in Anspruch genommen. Jetzt, wo es doch dazu kommt, ist das Zögern etwas zu spät."

"Italien könnte man nicht mehr retten"

Der Finanzexperte Daniel Gros im Morgenjournal-Interview mit

"Italien wäre der GAU"

Der Experte rechnet damit, dass im Gefolge der Griechenlandkrise zwar nicht der gesamten Euro-Zone das Vertrauen entzogen wird, möglicherweise aber doch auch anderen Ländern wie Spanien und Italien. "Und das wäre natürlich der GAU, denn Italien ist einfach zu groß. Man könnte es nicht mehr retten." Bei Spanien wäre das noch möglich, so Gros. "Nur müsste man dann sehr schnell und massiv eingreifen." Europa müsste dann mehrere hundert Milliarden sofort bereitstellen. In den Finanzmärkten gebe es bereits erste Anzeichen, "dass es knirscht". Die Auktionen von italienischen und spanischen Papieren verlaufen nicht mehr wie gewohnt. "Das könnte ein erstes Anzeichen sein, dass sich da unten ein Erdbeben aufbaut."

Unterschrift allein genügt nicht

Gros zweifelt nicht mehr daran, dass Griechenland dem geforderten Sparprogramm zustimmt. "Griechenland wird alles unterschreiben, was die EU und der Internationale Währungsfond hier vorschreiben. Es fragt sich halt, ob die griechische Gesellschaft das akzeptiert." Das Problem sei, ob man das Vertrauen der Finanzmärkte zurückgewinnen kann, dass die Griechen nicht nur unterschreiben, sondern in den nächsten drei Jahren auch all das tun was sie versprochen haben. Und da muss man seine Zweifel haben."

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Center of European Studies - Daniel Gros