Affäre um Hypo-Alpe-Adria
Unstimmigkeiten über öffentliche Aussagen
Kontoöffnungen und U-Haft für Verdächtige in der Hypo-Affäre: Über diese Forderung von Guido Held, Anwalt der Hypo Alpe Adria und juristischer Experte der CSI-Hypo, ist die Staatsanwaltschaft Klagenfurt alles andere als erfreut.
8. April 2017, 21:58
Held: Kriminelles Netzwerk gefunden
Die Erkenntnisse der CSI-Hypo nach drei Monaten Ermittlungstätigkeit in der Hypo Alpe Adria Bank haben es in sich. Eine Gruppe von zehn bis zwölf Personen, in und außerhalb der Bank haben offenbar ein kriminelles Netzwerk geschaffen und mit vorgetäuschten Projekten, die Bank um mehr als 100 Millionen Euro geschädigt, so Hypo-Anwalt und CSI-Ermittler Guido Held im Standard.
Die abgezweigten Vermögen sollen in Lichtenstein und am Balkan gebunkert sein. Deshalb sieht Held dringenden Handlungsbedarf. Um die Geldflüsse nachzuvollziehen seien Kontoöffnungen nötig, denn es drohen Absprachen der Verdächtigen und Fluchtgefahr.
Staatsanwaltschaft verärgert
Bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt reagiert man auf den Vorstoß Helds gelinde gesagt verärgert. Wir kündigen Haftfragen grundsätzlich nicht via Medien an, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Helmut Jamnik. Überhaupt sei man über die Aussagen und Forderungen Helds höchst verwundert.
Dass Held als Anwalt der Hypo-Bank nun auch juristischer Sprecher der CSI sei, war der Staatsanwaltschaft nicht bekannt, sagt Jamnik. Vor allem, dass derselbe Rechtsanwalt als Vertreter der Hypo in 21 Fällen Beschwerden und Einsprüche gegen Anordnungen auf Auskunftserteilung, sprich die Aufhebung des Bankgeheimnisses eingebracht hat, über die überwiegend vom Gericht noch nicht entscheiden werden konnte.
Unterlagen von Bank nicht herausgegeben
Ob da ein Interessenskonflikt vorliegen könnte, will Jamnik nicht kommentieren, aber Tatsache sei dass der Staatsanwaltschaft wesentliche Unterlagen, die für die Fortführung des Verfahrens von Bedeutung seien, bislang nicht zur Verfügung stehen, so Jamnik.
"Auch der letzte Bank-interne Report, in dem Betrugsverdachtsfällen nachgegangen wurde, wäre äußerst dienlich für die Ermittlungen. Doch obwohl wir seit Monaten nachfragen, haben wir den Report noch nicht bekommen", kritisiert Jamnik. Wird die Staatsanwaltschaft von der Bank nur selektiv informiert? Das sei eine Deutung, die möglich sei, so Jamnik.
Vorgänge dringend aufklären
Würde man alle nötigen Unterlagen rückhaltlos zur Verfügung stellen, würde das die Ermittlungen beschleunigen, sagt Jamnik. Held könnte ja auch den Vorstand der Bank dazu bewegen, Rechtsmittel gegen Akteneinsicht zurückzuziehen, schlägt Jamnik vor. Man hätte auch kein Problem damit, wenn die Namen von Kunden, die nicht involviert sind geschwärzt werden.
Die ermittelnden Staatsanwälte interessieren nicht die Kunden, sondern die Vorgänge an sich, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Korrekt sei, dass seitens der Bank zuletzt mehrere Anzeigen erstattet wurden. Die jüngste Anzeige, die laut Held so viele Akten umfasst, dass ein Klein-LKW für den Transport notwendig gewesen sein soll, ist bisher aber noch nicht bei der Staatsanwaltschaft eingetroffen.
Hypo: Überraschungen noch möglich
Hypo-Bankvorstand Gottwald Kranebitter setzt hingegen auf Beruhigung der Situation. "Es liegt uns fern die Arbeit der Staatsanwaltschaft zu kommentieren, wenn das so aufgefasst wurde, war es nicht beabsichtigt", sagt Kranebitter. An Unterlagen würde alles weitergegeben, was gesetzlich möglich ist, versichert Kranebitter, der auf eine intensive und gute Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft großen Wert legt. "Das ist für uns als Bank auch wichtig, weil uns Strafverfahren die Durchsetzung von zivilrechtlichen Ansprüchen erleichtert". Die Aufarbeitung der Causa sei schon weit gediehen, sagt Kranebitter, er gehe aber von weiteren Überraschungen aus, so der Hypo-Chef.