Ein Liberianer in den Niederlanden

Kolahun - Kuweit - Breda

Sein Name ist Vamba Sherif. Sein erster literarischer Versuch war eine Kurzgeschichte. Der erste Kontakt mit der Verlagswelt ein Glücksgriff, das erste gedruckte Werk der Roman "The Land of the Fathers" ein großer Erfolg. Seine Heimat? Die Welt.

Es ist nachvollziehbar, dass er nicht mehr nach Liberia zurück möchte. Nicht in die Hauptstadt, nicht in den Norden, ins waldigen Dreiländereck Liberia, Guinea, Sierra Leone, wo Vamba Sherif 1973 geboren wurde. Er ist glücklich, wenn seine Romane mittlerweile nicht nur auf Niederländisch, sondern auch auf Englisch publiziert werden. Das und die Tatsache, dass er per Internet mit anderen Liberianern, Afrikanern kommunizieren kann, genügen ihm.

Die Illusion der Nationalität

Dass etwa eine seiner ersten Kurzgeschichten "Faces" auf "African Writing" online erschienen ist, nimmt er als Zeichen, dass Nationalität vielleicht demnächst doch nicht mehr so wichtig ist. "Die Zugehörigkeit zu einer Nation ist eine Illusion", sagt er, "eine Zuordnungsmöglichkeit, die uns von Geburt an mitgegeben wurde, etwas Unvermeidliches. Aber wir haben als Erwachsene die Verpflichtung, uns eine neue, größere Zugehörigkeit zu erarbeiten, um so eine Gemeinschaft zu schaffen, die niemanden auf Grund von Hautfarbe, Herkunft oder Erziehung ausschließt."

Ein verständlicher Standpunkt für einen Menschen, der sechs Sprachen fließend spricht: Niederländisch, Englisch, Arabisch und drei afrikanische Sprachen. Der aus Hochachtung vor den Niederlanden, die ihn, einen liberianischen Flüchtling aus Kuweit, aufgenommen haben, Rechtswissenschaft zu studieren begann - nach einem beinahe abgeschlossenen Literatur-Studium, das er wegen der Invasion des Irak nach Kuweit abbrechen musste.

Literatur beherrscht die Sinne

Zu schreiben begann er erst in den Niederlanden, obwohl er Bücher schon als Kind liebte. "Ich lebte mit einem Bein in der Welt der Bücher und mit dem anderen in der bitteren Wirklichkeit des Hinterlands", erzählte er in einem Interview. "Nichts anderes, außer vielleicht manche Musik, zieht mich so in seinen Bann - und macht mich so dankbar, am Leben zu sein - wie Literatur. Sie beherrscht alle meine Sinne, sie lässt mich weinen und lachen, sie macht mich sprachlos und bricht mir das Herz. Manchmal erschüttert mich eine Szene oder ein Satz wie ein Donnerschlag. Oder trägt mich in ungeahnte vergnügliche Höhen. Oder bereitet mir Höllenqualen."

Dass auch andere Menschen diese Macht erleben, hofft Vamba Sherif. "Seid wie Edward und Halay", fordert er in einem Artikel seine Landsleute auf, "denkt daran, wie viel diese beiden geopfert haben, um ihr Land vor Krieg zu bewahren!" Und er fügt traurig zu, dass es gerade die Nachkommen dieser beiden historischen Figuren aus dem 19. Jahrhundert sind, die den Bürgerkrieg nicht nur begonnen, sondern auch über die Grenzen getragen haben. Diesen beiden in Liberia jedem bekannten Helden, Edward Richard, einem aus den USA eingewanderten Prediger, und dem in den liberianischen Bergen geborenen Halay, widmete er seinen ersten großen Roman "The Land of the Fathers", seinen ersten großen Erfolg.

Kein Leben ohne zu schreiben

Sein zweites Buch, niederländisch geschrieben, erzählt die Geschichte einer afrikanischen Familie, die wie er selbst in den Niederlanden Zuflucht gefunden haben, die aber beinahe an einem Geheimnis zerbrechen, das in der afrikanischen Heimat wurzelt.

Sein drittes Buch, das auch in deutscher Sprache erschienen ist, heißt "Geheimauftrag in Wologizi". Sehr raffiniert enthüllt Vamba Sherif die kriminellen Machenschaften einer Stadt, deren Einwohner den aus der Hauptstadt gesandten (aber nicht sehr geschickten) Ermittler mit allen Mitteln daran hindern, seinen Auftrag zu erledigen. Er soll nämlich herausfinden, was mit Tetese, dem Lieblingsdichter des Staatschefs, und Paria Wologizis, der zum Kommandanten der Region ernannt worden war, passiert ist. Von Tetese fehlt nämlich jede Spur.

Selbstverständlich wird er weiter schreiben, denn das Schreiben, sagt er "ist meine Leidenschaft und das Einzige, das meinem Leben einen Sinn gibt!"

Service

Buch Vamba Sherif, "Geheimauftrag in Wologizi", Peter Hammer Verlag

Vamba Sherif
African Writing online - Vamba Sherif
Liberian Forum - Interview mit Vamba Sherif