Umweltkatastrophe im Golf von Mexico

Ölteppich wird rasch größer

Im Golf von Mexico droht eine Umweltkatastrophe, weil aus der Tiefe des Meers nach wie vor Erdöl strömt und einen immer größer werdenden Ölteppich dem Mississippi-Delta vor New Orleans und den Stränden von Florida zutreibt. Jetzt soll der Ölteppich abgefackelt werden - ein Versuch, die Katastrophe abzuwenden - mit unsicherem Ausgang.

Drittes Leck entdeckt

Der Ölteppich im Golf von Mexiko wird rasch größer. Nach dem Untergang einer Bohrinsel wurde inzwischen ein drittes Leck in rund 1500 Metern Tiefe entdeckt, aus dem Rohöl in das Meer sprudelt. Doug Suttles, Vertreter des britischen Ölkonzerns BP, berichtete nach Angaben des Senders CNN, dass nach neuesten Berechnungen rund 666 Tonnen Rohöl täglich aus den Lecks strömten. Zuvor war noch von knapp 140 Tonnen gesprochen worden. Gegen Mitternacht MESZ war im Kampf gegen die Ölpest erstmals ein Abschnitt abgefackelt worden.

Erstmals Feuer eingesetzt

Im Kampf gegen den Ölteppich im Golf von Mexiko haben Experten am Mittwoch erstmals Feuer gegen die Ölpest eingesetzt. Das Team des britischen Ölkonzerns BP fackelte einen zuvor sorgfältig ausgesuchten Teil des Ölteppichs ab, der sich stetig der Küste des US-Staates Louisiana nähert. "Der Ölfilm wird unter diesen (derzeitigen) Wetterbedingungen am Freitag die empfindliche Küstenregion von Louisiana erreichen", sagte Konteradmiralin Mary Landry von der Küstenwache. Die Hoffnungen konzentrieren sich aber darauf, dass der kontrollierte Brand auf dem Meer die Auswirkungen zumindest in Grenzen hält.

Vögel vorher vertrieben

Vögel an den Stränden würden rechtzeitig verscheucht, bevor der Film die Küste erreiche, etwa durch Feuerwerke und andere Lärmquellen, teilte Landry mit. Nach Angaben der Küstenwache wurden in den gefährdeten Regionen der US-Anrainerstaaten - neben Louisiana Mississippi, Alabama, Texas und Florida insgesamt fünf Stationen zur Vorbereitung von Schutzmaßnahmen errichtet. "Die Lage ist wirklich ernst", sagte Landry. "Aber wir haben einen Plan. Wir sind auf alles vorbereitet."

Regelmäßige Luftmessungen

Das Abfackeln hatte sich am Mittwoch unter anderem wegen der Wetterbedingungen um mehrere Stunden verzögert. Zuvor war der Teppich in verschiedene Streifen unterteilt worden, um diese dann - jeweils abgetrennt durch ein flammenhemmendes Mittel - einzeln nacheinander in Brand zu stecken. Dabei wurde einkalkuliert, dass jedes Feuer etwa eine bis eineinhalb Stunden andauert. Die amerikanische Umweltbehörde EPA wollte die Maßnahme mit regelmäßigen Luftmessungen begleiten. Sobald die Werte das Sicherheitsmaß überstiegen, würde die Aktion abgebrochen, hieß es.

Der erste Brand war "eine Art Test" und dauerte daher nur 45 Minuten, sagte ein Sprecher der Küstenwache, Matthew Schofield, am Mittwochabend. Das Ergebnis werde zunächst geprüft und bewertet und danach über die nächsten Schritte entschieden.

Verunglückte BP-Bohrinsel

Ausgelöst wurde die Ölkatastrophe durch eine verunglückte Bohrinsel: Die von BP geleaste Plattform war am Donnerstag vergangener Woche nach einer Explosion gesunken. Seitdem strömen jeden Tag rund 140 Tonnen Rohöl aus zwei Lecks in 1500 Metern Tiefe ins Meer. Versuche, sie mit Hilfe von Unterwasser-Robotern zu schließen, scheiterten bisher. Der Ölfilm erstreckte sich nach Informationen des Fernsehsenders CNN bis zum Mittwochmittag - also vor dem Abfackeln - über 5537 Quadratkilometer.