Spezialfirmen als Krisenfeuerwehr
Golf von Mexico: Kampf gegen Ölpest
Die Bekämpfung von ausströmendem Öl und Gas aus Bohrlöchern gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die es gibt. Heute gibt es weltweit einige Firmen und Experten, die sich darauf spezialisiert haben, Bohrlöcher wieder abzudichten, wenn sie einmal außer Kontrolle geraten sind.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.4.2010
Lucien Giordani und
Wenig Routine
Das Abdichten eines Bohrloches unter Wasser ist keine Routine, sondern eine schwierige Angelegenheit, sagen die Experten. Viel Erfahrung hat man damit nicht, weil Katastrophen, wie die im Golf von Mexiko selten vorkommen. Professor Gerhard Thonhauser von der Montanuniversität Leoben meint, es sei eine außergewöhnliche Situation, die nichts mit Routine zu tun habe.
Loch wiederverschließen gelingt nicht
Viele Möglichkeiten gibt es nicht, die jetzt zur Verfügung stehen. Derzeit versucht man, das Bohrloch mit dem sogenannten Blowout-Preventer - kurz BOP - zu verschließen. Das kann man mit einem Wasserhahn vergleichen, den man zudrehen kann und der schon bei der Bohrung im Bohrloch verankert wird. Professor Peter Reichezeder, ebenfalls Montanexperte bei der deutschen EON erklärt, wie das jetzt angegangen wird: Inspektion vor Ort und die vorhandenen Absperrungen am Meeresboden überprüfen und wieder aktivieren. Sind sie kaputt, kann sich das Loch möglicherweise selbst wieder verstopfen. Oder man macht eine andere Bohrung in der Nähe, um von dort Zement einzupumpen.
Roboter bisher erfolglos
Der Erfolg hängt aber davon ab, welche Teile der Technik unter Wasser noch intakt sind. Gilbert Delannes, Direktor des französischen Zentrums für Meeresverschmutzung durch Unfälle, sagt derzeit würden Roboter eingesetzt, weil man keine Menschen in diese Tiefe schicken kann. Sei stoßen dabei aber immer wieder auf Schwierigkeiten. Es gibt zwar am Kopf des Bohrlochs immer noch Einrichtungen um es zu schließen, das versuchen die Roboter auch, aber ohne Erfolg. Denn in 2.500 Meter Tiefe ist die Anlage nicht mehr in ihrem Urzustand. Die Plattform ist gesunken, die Rohre sind gebrochen, das ist wirklich sehr schwierig.
Viele Faktoren entscheiden
Alle Arbeiten in so großer Meerestiefe müssen Tauchroboter übernehmen, Professor Reichezeder von der deutschen EON schränkt daher ein, es hänge davon ab wie viel austrete, wie stark die Strömung ist, die Trübung, und ob er da wirklich durchkommt.
Austritt noch Monate
Gilbert Delannes sieht auch noch eine andere Möglichkeit, das Bohrloch zu verschließen: eine Art Glocke über den Kopf des Bohrlochs zu stülpen. Das sei aber auch sehr schwierig, weil man ebenfalls in sehr großer Tiefe arbeiten muss, um diese Glocke am Bohrloch zu befestigen. Dann kann das heraustretende Öl von Schiffen abgepumpt werden.
Gerhard Thonhauser warnt allerdings: schnell wird das nicht gehen. Denn ein Zweit-BOP hinzubringen kann sehr aufwändig sein. Eine Bohranlage auf einem Bohrschiff müsste da sein und man sei dann auch wieder auf Roboter angewiesen.
Es könnte Monate dauern, bis der Ölaustritt gestoppt ist, darin sind sich die Experten einig.