Fünffache Ölmenge tritt aus
USA: Ölpest nicht zu stoppen
Im Golf von Mexiko droht die schwerste Ölpest der US-Geschichte. Nach dem Untergang einer Bohrinsel treten täglich fast 800.000 Liter Öl ins Meer. Zudem treibt der Wind den Ölteppich auf ein Tierschutzgebiet an der Küste von Louisiana zu. Das könnte auch zur Folge haben, dass Versuche, das Öl abzufackeln, zu spät kommen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 29.04.2010
Fünffache Ölmenge
Die Ozean- und Klimabehörde (NOAA) teilte mit, wahrscheinlich träten täglich fast 800.000 Liter aus der havarierten Bohranlage aus, die in der vergangenen Woche nach einer Explosion gesunken war. Das ist fünfmal so viel wie die ursprünglich angenommenen 160.000 Liter täglich. Auch der Ölkonzern BP, für den die Bohrinsel betrieben wurde, korrigierte seine Zahlen auf das bis zu Fünffache nach oben.
Verschmutzung des Mississippi-Deltas droht
Ein Teil des riesigen Ölteppichs mit einem Umfang von mittlerweile mehr als 900 Kilometern hat sich gelöst und treibt auf die Küste des US-Bundesstaates zu. Der starke Südostwind könnte emulgiertes Öl und Teerklumpen schon am Freitagabend in das Mississippi-Delta treiben. Wenn große Mengen Rohöl in die dortigen Marschen gelangten, gilt eine Reinigungsaktion als praktisch unmöglich.
Abfackeln nicht mehr möglich?
Der Wind könnten auch zur Folge haben, dass Versuche, den Ölteppich abzufackeln, zu spät kommen. Ein kontrollierter "Testbrand" wurde am Mittwoch an der Stelle mit der höchsten Konzentration durchgeführt. Dazu wurde Öl im Zentrum des Teppichs von zwei Schiffen gegen einen feuerfesten Auslegerbaum geschoben und angezündet.
Schwierige Dichtungsversuche
Erfolglos blieb zunächst der Einsatz von vier Untersee-Robotern, die die Stelle versiegeln sollten, an der das Öl austritt. Auch ein 450 Tonnen schweres Ventilsystem, das eigentlich bei einem Unfall den Ölstrom sofort stoppen soll, konnte nicht aktiviert werden. Zugleich arbeiteten Ingenieure an der Konstruktion einer Schutzglocke, die über das Leck gestülpt werden könnte. Das austretende Öl könnte dann aus dieser Kuppel abgepumpt werden, bevor es das Meer verschmutzt. Der Bau der Schutzglocke kann aber zwei bis vier Wochen dauern.
Langwierige Lösungen
Noch mehr Zeit würde für eine weitere erwogene Variante benötigt, bei der eine neue Bohranlage eingerichtet und das Öl aus der havarierten Quelle in andere Leitungen umgeleitet wird. Experten gehen davon aus, dass diese Einrichtung drei Monate dauert.
Gefahr für Tiere und Fischerei
Angesichts dieser Gegebenheiten wächst die Furcht vor einer schwerwiegenden Umweltkatastrophe. Die US-Küstenwache warnte bereits vor der schwersten Ölpest der US-Geschichte. Im Golf von Mexiko befinden sich nicht nur Naturschutzgebiete mit seltenen Wasservögeln und anderen Tieren, hier ist auch ein bedeutender Teil der US-Fischerei-Industrie beheimatet, der jährlich Meeresfrüchte und Fisch im Wert von 2,4 Milliarden Dollar (rund 1,8 Milliarden Euro) produziert.