Rufus Wainwright beim Donaufestival

Das ging ins Auge

"Er hat's verschissen." So brachte es Scott Matthew bei seinem Auftritt am Ende eines langen Donaufestival-Tages auf den Punkt. Gemeint hat Matthew den sehnlich erwarteten Auftritt der kanadisch-amerikanischen Pop-Ikone Rufus Wainwright. Sein Konzert ging richtig ins Auge.

Wainwright präsentierte beim Donaufestival sein neues Album "All Days Are Nights: Songs For Lulu". Der Titel bezieht sich auf den großen Jubilar des Jahres 2010, Alban Berg und seine Oper "Lulu". Unter anderem drei Shakespeare-Sonette hat Wainwright dafür herangezogen. Das Album umspannt eine große emotionale Bandbreite und wurde von Wainwright beim Festival als Einheit präsentiert. Applaus verbat sich der Sänger, das Publikum hielt sich brav daran.

Referenz an Mahler und Berg

Alles fing stimmungsvoll an: Wainwright schwebte in einem beeindruckenden schwarzen Kostüm von Designer Zaldy Goco auf die Donaufestival-Hauptbühne, dazu blinkte ein großes Auge in einer Video-Einspielung von Douglas Gordon. Vereinzelte Klatscher wurden vom konzentrierten Publikum schnell zurechtgewiesen. Wainwright begleitete sich solo am Klavier und da nahm das Unglück seinen Lauf. Schwierige Oktavketten, rhythmisch gegenläufige Tonkaskaden hat sich Wainwright auf den Leib komponiert - und versagte technisch komplett. Immer wieder stieg er aus den Songs aus, musste ganze Abschnitte mehrmals von vorne beginnen wie ein nervöser, überforderter Klavierschüler am Klassenabend.

"Es liegt wohl an der Mahler-Symphonie, die ich auf meinem iPod gehört habe, als ich in Wien gelandet bin", scherzte ein zerknirschter Wainwright. Das Publikum nahm's ihm nicht übel und trug ihn mit aufmunterndem Jubel durch den Abend.

Neues von Scott Matthew

Anschließend spielte Scott Matthew, der durch die Filmmusik zu "Shortbus" bekannt geworden war und für The Soft Pink Truth kurzfristig eingesprungen ist, ein relaxtes, überaus sympathisches Set mit neuen, noch nicht veröffentlichten Nummern. Manches wirkte noch unfertig, einige Rohdiamanten waren jedoch schon zu erkennen. Hämisch war sein Ausspruch über Wainwright nicht gemeint: "Wenn er die Queen ist, sind wir seine Diener", zollte er dem großen Songwriter Respekt.

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