Grenzüberschreitungen beim Donaufestival

8. April 2017, 21:58

Verdrängte Körperbilder

Der mexikanische Performancekünstler und Autor Guillermo Gomez-Pena, der 1978 in die USA kam und über verschiedene Wege kulturell festgefahrene Rituale und Identitäten hinterfragt, ist auf mehrfache Weise ein Grenzüberschreiter.

Mit seiner 1993 gegründeten Gruppe La Pocha Nostra zeigt Gomez-Pena heute und morgen beim Donaufestival die aktuelle Produktion "Corpo Ilicito" - also "verbotener Körper". Es gehe um verdrängte Körperbilder wie den farbigen, den alternden oder den kranken Körper und damit verbundene kulturelle Identitäten, mit denen auch die Politik arbeite, sagt Gomez-Pena.

Auf der Bühne sind Rituale zu sehen, die zunächst exotisch anmuten: Gomez-Pena tritt in traditioneller Bekleidung eines südamerikanischen Ureinwohners auf. Doch der Schein trügt: Auch die Fetische der westlichen Welt kommen bald zum Vorschein.

Körper als Metapher

Die Angst vor dem Anderen und die Schaffung von Körperidealen seien auch ein Instrument der Politik, sagt Guillermo Gomez-Pena. Den Körper als Metapher für gesellschaftliche und politische Vorgänge darzustellen, das sei die eigentliche Definition von Performancekunst.

Bei La Pocha Nostra wird oft auch das Publikum in das Bühnengeschehen einbezogen, vor Herausforderungen gestellt und so aus seiner voyeuristischen Position gelockt. Performancekunst sei auch eine Übung in Demokratie, sagt Guillermo Gomez-Pena, in der das Publikum vor ethische oder ästhetische Entscheidungen gestellt wird.

Experimentelle Orchester-Pop-Band

Noch einige andere Programmpunkte lassen in den kommenden zwei Tagen aufhorchen: Zu Gast sind etwa die experimentelle Orchester-Pop-Band The Parenthetical Girls, der kanadisch-amerikanische Singer/Songwriter Rufus Wainwright und die legendäre Amsterdamer Punkband The Ex.