Keine Absolute erwartet
Großbritannien wählt neues Parlament
In Großbritannien wählt ein neues Parlament. Erstmals seit 1974 wird es vermutlich keine absolute Mehrheit für eine der drei Parteien geben. Amtsinhaber Brown von der Labour-Partei tritt bei dem Urnengang gegen seinen konservativen Herausforderer Cameron und den Liberaldemokraten Clegg an und Labour muss mit Verlusten rechnen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 06.05.2010
Spannender Wahlgang
Großbritannien wählt heute ein neues Parlament. Politologen sprechen vom interessantesten Urnengang auf den britischen Inseln seit mehr als einem halben Jahrhundert. Laut den letzten Umfragen wird Labour nach 13 Jahren an der Macht seine Mehrheit verlieren. Stärkste Partei werden den Prognosen zufolge die Konservativen, eine absolute Mehrheit werden sie aber vermutlich verfehlen. Doch das wirklich ungewöhnliche für Großbritannien ist, dass erstmals eine dritte Partei, die Liberaldemokraten, die Chance hat, zumindest dem Stimmenanteil nach zu den beiden großen aufzuschließen.
Ruf nach Wechsel
Premierminister Gordon Brown kämpft um sein politisches Überleben. Wir haben einen ernstzunehmenden Plan, für ernste Zeiten, wiederholt er noch einmal seine wichtigste Wahlkampfbotschaft – nur ihm und seiner langjährigen Erfahrung könne man das Land in Zeiten der Wirtschaftskrise anvertrauen. Doch viele Wähler wollen nach 13 Jahren Labour etwas anderes, machen die Regierung für die Krise verantwortlich, und auch persönlich kommt der oft scheu und hölzern wirkende Politiker bei vielen Briten nicht an.
Morgenjournal, 06.05.2010
Aus London, ORF-Korrespondentin Bettina Madlener über die politische Ausgangslage
Tories geben sich siegessicher
5 bis 8 Prozentpunkte sehen die letzten Umfragen nun Labour hinter den Konservativen. Diese versuchen den Wunsch nach Wandel im Wahlkampf zu nützen: Retten sie unser Land vor 5 weiteren Jahren unter Gordon Brown, ruft Tory-Chef David Cameron. Er hat die nach den Jahren unter Margaret Thatcher bei vielen Briten als hartherzig verschrienen Konservativen in die politische Mitte geführt, doch Camerons Traum, nun Labour in einem Erdrutschsieg zu beerben, dürfte nicht aufgehen – eine Mehrheit, aber keine absolute Mehrheit sagen ihm die Umfragen voraus. Größte Überraschung des Wahlkampfs ist aber Nick Clegg. Mit einem überzeugenden Auftritt bei den Fernsehdebatten konnte er mit seiner Partei, den Liberaldemokraten in den Umfragen fast zu Labour aufschließen.
Liberale setzen auf Protestwähler
Es gibt nun eine Chance etwas anders zu machen, wie sie sich nur einmal in einer Generation bietet, wirbt Clegg – er will das britische 2-Parteien in ein 3-Parteiensystem verwandeln. Sicher sind ihm wohl viele Stimmen von Protestwählern, die nach dem Skandal um überhöhte Spesenabrechnungen hunderter Abgeordneter sowohl von den Tories als auch von Labour enttäuscht sind.
Mittagsjournal, 06.05.2010
Die Wahllokale sind seit 7 Uhr geöffnet, ORF-Reporter Christian Lininger hat Wähler vor einem der Wahllokale in London befragt, nach welchen Kriterien sie ihre Entscheidung gefällt haben.