"Scheußlich privilegiert"
Wahlsieger David Cameron
David Cameron hat an seinem letztlich siegreichen Image hart gearbeitet: ein moderner Familienvater, der mit frischem Elan und leidenschaftlichem Einsatz den Wandel bringen kann - der die als altmodisch und rechtslastig geltenden konservativen Torys zu einer modernen, mitfühlenden Partei macht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.05.2010
Vergleich mit Blair
Bei seinem Amtsantritt im Dezember 2005 wurde Tory-Chef David Cameron häufig mit Tony Blair in jüngeren Jahren verglichen. Sein telegenes Auftreten, seine Lebhaftigkeit, sein Wortwitz und leidenschaftlicher Einsatz für seine Ziele erinnerten an die Anfangszeit des damaligen britischen Premierministers. Und wie Labour-Politiker Blair studierte auch der Konservative Cameron an der renommierten Universität Oxford.
"Scheußlich privilegiert"
Zuvor besuchte der heute 43-Jährige Oppositionsführer das Elite-Internat Eton - wie die Prinzen William und Harry, Söhne des britischen Thronfolgers Charles. Sein Lebenslauf sei "scheußlich privilegiert", gibt Cameron unumwunden zu. Dazu gehört auch, dass der Sohn eines erfolgreichen Börsenmaklers mit der Tochter eines Baronets verheiratet ist. Laut dem Adelsalmanach Debrett's ist er selbst über eine uneheliche Tochter von König Wilhelm IV. (1765-1837), dem Onkel und Vorgänger von Königin Viktoria, dessen Nachkomme und damit ein entfernter Verwandter von Königin Elizabeth II.
Rascher Aufstieg
Als Cameron Ende 2005 die Führung der Konservativen übernahm, wurde ihm mangelnde politische Erfahrung zur Last gelegt. Er saß zu diesem Zeitpunkt nämlich erst seit vier Jahren im Unterhaus. Zuvor war er Berater des früheren Premierministers John Major und seit 1988 in der Forschungsabteilung der Tories tätig. Nach seinem Einzug ins Parlament 2001 erwarb sich Cameron aber rasch einen Ruf als eloquenter Pragmatiker. Vor der Übernahme der Parteiführung war er bildungspolitischer Sprecher und setzte sich nicht zuletzt für die Förderung behinderter Kinder ein. Cameron hatte selbst einen behinderten Sohn, der an zerebraler Kinderlähmung litt und Anfang 2009 im Alter von knapp sieben Jahren starb.
Familie und konservative Ansichten
Auf seinen Sohn beruft sich Cameron, wenn er seinen Einsatz für die Schwächeren der Gesellschaft verspricht, auch Familienpolitik, Umweltschutz und Armutsbekämpfung stehen auf seinem Programm. Doch Cameron vertritt auch traditionell konservative Ansichten und verspricht weniger Staat und einen radikalen Abbau des Schuldenberges. Er will die Einwanderung beschränken und der EU keine weitere Souveränität mehr übertragen, wenn nicht zuvor die Bevölkerung in einem Referendum befragt wurde.