"Das ganze Leben liegt vor dir" im Kino

Generation 1000 Euro

Wie ist das, wenn man sich als junger Uni-Absolvent von einem Projekt zum nächsten durchschlagen muss? Genau von diesem Zustand erzählt der italienische Film "Das ganze Leben liegt vor dir".

Kultur aktuell, 25.05.2010

"Generation 1000 Euro" heißt ein Roman, der 2006 in Italien erschienen ist. Die beiden Autoren Antonio Incorvaia und Alessandro Rimassa beschreiben darin das Los von jungen, hoch qualifizierten Menschen, die nur die Wahl haben zwischen Arbeitslosigkeit und unterdotierten, keineswegs adäquaten Jobs.

Nun liefert der italienische Regisseur Paolo Virzi mit "Das ganze Leben liegt vor dir" quasi den Film zum Buch. Im Mittelpunkt: die Philosophiestudentin Marta (Isabella Ragonese), die mit Auszeichnung promoviert, ihren ersten Job aber in einem Call-Center antreten muss, wo sie am Telefon Wasserfilteranlagen anpreist. Langsam aber sicher und vor allem erfolgreich taucht sie ein in eine Welt der permanenten Manipulation.

Karriere mit Selbstverleugnung

Paolo Virzi beschreibt die Arbeitswelt als Abfolge von alltäglichen Zynismen, wie man sich Vertrauen erschwindelt, wie man Persönlichkeiten bricht und wie Gewinnermentalitäten mit Drill und fragwürdigen Einpeitscherritualen eingeschliffen werden.

Nach und nach entblößt der Film die Wahrheiten hinter den gläsernen Fassaden der Firma, also dass der wie ein unnahbarer Führer behandelte Chef auch nur ein Mensch mit banalen Problemen ist, dass Gewerkschafter zwar viel Engagement zeigen, sich aber letztlich auch nur auf Kosten unterprivilegierter Arbeitnehmer profilieren wollen, und dass sich auch Marta entscheiden muss, ob sie Karriere um den Preis der Selbstverleugnung machen will.

Paolo Virzi zeichnet zwar ein grimmiges Porträt der Arbeitswelt, im Grundton ist sein Film aber eine Mischung aus Märchen und Komödie und nicht zuletzt ein bissiger Kommentar zu den schrillen Choreografien aus Berlusconis Fernsehwelten.