Erste Erfolge für BP

Ölleck im Golf von Mexiko eingedämmt

Der Versuch, das Ölleck im Golf von Mexico endlich zu schließen, verläuft planmäßig, heißt es aus der Einsatzzentrale von BP. Bis eindeutig feststehen wird, ob das Experiment geglückt ist, wird es aber noch Tage dauern.

In der Zwischenzeit weisen immer mehr Aussagen überlebender Bohrinsel Arbeiter darauf hin, dass die Explosion der Deep Water Horizon vor mehr als einem Monat auf eine Mischung aus technischen Defekten und Fehlentscheidungen zurückzuführen ist. US-Präsident Barack Obama wiederum entdeckt seine Liebe für erneuerbare Energien – nachdem er knapp vor der Ölpest im Golf von Mexico grünes Licht für weitere Bohrinseln vor der Küste gegeben hatte

Morgenjournal, 27.05.2010

Top Kill: Gewagtes Manöver

"Top Kill" heißt der jüngste Versuch von BP, das Leck am Meeresgrund zu verschließen. In den US-Medien vergehen kaum 30 Sekunden ohne den Begriff, der wie ein Pilotenfilm aus den achtziger Jahren klingt. Und es handelt sich tatsächlich um ein gewagtes Manöver: Noch nie ist versucht worden, eine außer Kontrolle geratene Ölbohrstelle 1500 Meter unter dem Meeresspiegel mit dickflüssigem Schlamm und Zement zu verschließen.

Stunden nach Beginn der mehrtägigen Operation, deren Erfolgsaussichten von BP selbst mit 60 bis 70 Prozent beziffert werden, kann Einsatzleiter Doug Suttles nur vermelden, dass zumindest bisher kein noch größerer Schaden angerichtet worden ist: "Der Schlamm den wir verwenden, wird aufgewirbelt und macht es schwer etwas zu erkennen. Aber wir können ausschließen, dass wir dadurch neue Lecks verursacht haben."

Auf BP angewiesen

Die Regierung in Washington, die in den letzten Tagen den Druck auf BP verstärkt hat, hofft nun genauso wie der Ölkonzern, dass das Leck geschlossen werden kann, und dass Präsident Obama am Freitag bei seinem zweiten Besuch im am stärksten betroffenen Bundesstaat Louisiana den Blick nach vorne, auf die Aufräumarbeiten und die Begleichung des Schadens durch BP richten kann.
Fließt das Öl weiter, dann kommt Obama immer mehr unter Druck, den Fall selber zu übernehmen. Doch es fehlt dem Weißen Haus und allen Behörden an KnowHow und geeigneten Mitteln, um ohne BP Erfolg haben zu können.

Umdenken bei Obama

Bei Präsident Barack Obama selbst hat das Öl-Desaster offenbar einen Nachdenkprozess ausgelöst und Sympathien für umweltfreundliche Energie rasant wachsen lassen. Unmittelbar vor der Katastrophe hatte Obama ausdrücklich betont, mit Ölbohrungen vor der Küste die Abhängigkeit der USA von ausländischem Öl verringern. Jetzt klingt das ganz anders: "Die Ölpest im Golf, angesichts der mir das Herz weh tut, beweist, wie wichtig es ist, Alternativen zu finden. Die Ölfirmen dort müssen eine Meile unter Wasser bohren, bevor sie Grund erreichen, und noch eine Meile bevor sie Öl finden."

Und bei den Versuchen, die Ursache der Katastrophe zu erhellen, zeigen die Aussagen geretteter Ölarbeiter eines immer deutlicher: Neben riskante, aber kostensparenden Bohrungen und technisch mangelhaften Sicherheitsventilen dürfte auch die Entscheidung, das Bohrloch am Meeresgrund zu verschließen, zu spät gefallen sein. Nämlich erst dann, als nach der Explosion der Bohrinsel niemand mehr dazu in der Lage war.