Grün-Politiker mit guten Chancen
Kolumbien wählt neuen Präsidenten
In Kolumbien wird am Sonntag ein neuer Präsident gewählt. Anders als bislang gedacht könnte es zu einem Machtwechsel kommen. Der Grün-Politiker Antanas Mockus behauptet sich in Umfragen gegen den Kandidaten der regierenden Konservativen, den früheren Verteidigungsminister und Nachfolger von Langzeitpräsident Alvaro Uribe.
8. April 2017, 21:58
Uribe hätte eigentlich selbst gerne noch einmal kandidiert, doch das machten die Verfassungsrichter in Kolumbien unmöglich. Eine dritte Amtszeit per Referendum und Verfassungsänderung? Nein, danke, lautete seinerzeit die klare Antwort. Und seither hat sich anscheinend einiges geändert in dem 42-Millionen-Einwohner-Land, das auch der wichtigste Verbündete der USA in Lateinamerika ist.
Mittagsjournal, 28.5.2010
Mockus ist Außenseiter
„Con lapiz y constitucion si se puede" (Mit einem Bleistift und der Verfassung geht es), so der Slogan von Antanas Mockus, der Überraschungskandidat bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen in Kolumbien. Der Mathematik- und Philosophie-Professor und ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá gilt als politischer „Außenseiter". Der Sohn litauischer Einwanderer schreckt nicht vor unkonventionellen Handlungen zurück, um sein Ziel zu erreichen. So zeigte er seinen Studenten einmal sein blankes Hinterteil, als diese ihn nicht zu Wort kommen ließen.
Parallelen zu Obama
Der Analyst Julian Amaya zieht Parallelen zwischen der Wahlkampagne des US-Präsidenten Barack Obama und der von Antanas Mockus: "Der Wahlkampf hatte vor allem im Internet einen sehr großen Erfolg. Die Kampagne wollte gezielt junge Wähler via Internet ansprechen und somit erreichen, dass jeder Internaut eine eigene Wahlkampfplattform kreiert, auf der er seine politischen Meinungen im Internet veröffentlicht".
Mockus setzt vor allem auf die jungen und unentschlossenen Wähler. Konkrete Aussagen sind in seinem Diskurs nicht zu erkennen, stattdessen spricht er von Transparenz, der Stärkung des Rechtsstaates, und einem harten Kurs gegen die revolutionären Streitkräfte FARC. Respektiert wird der 58-Jährige Kandidat u. a. dafür, dass er in seinen zwei Amtszeiten als Bürgermeister von Bogotá, die Mordrate deutlich senken konnte. Um dies zu erreichen, verhängte er eine nächtliche Sperrstunde und ordnete einen Ausgehabend nur für Frauen an.
Als Präsident Kolumbiens will er eine kulturelle Transformation bewirken. Seine Anhänger wählen ihn vor allem: Wegen seiner Rechtlichkeit, Ehrlichkeit, und weil er die Staatsgelder gewissenhaft verwalten wird. "Er ist eine transparente Person und hat gezeigt, dass man dieses Land ändern kann, in dem man das Volk bildet. Erst muss die Mentalität geändert werden. Wir wollen keine Kriege mehr sondern mehr Bildung. Wir haben genug von der Kriminalität, der Toten, der Ungerechtigkeit. Was wir hier in Kolumbien wollen ist ein wahrer Wechsel für unser Land".
Konservativer Kandidat Santos setzt auf Sicherheit
Sicherheit ist für alle Kolumbianer eines der wichtigsten Themen. In den letzten acht Regierungsjahren des Präsidenten Alvaro Uribe, haben die Übergriffe der FARC deutlich abgenommen. Ein Garant für die Kontinuität dieser Sicherheitspolitik will der Kandidat der konservativen Uribe-Partei, Juan Manuel Santos, sein. "Wir werden Eliteeinheiten bilden, wie jene, die wir aufgestellt haben, mit denen wir erfolgreich die FARC und die Drogenhändler bekämpft haben. Und genauso werden wir die Korrupten verfolgen".
Juan Manuel Santos gehört zum politischen Establishment und leitete vor zwei Jahren die spektakuläre Befreiungsaktion der entführten Politikerin Ingrid Betancourt. Seine Anhänger vertrauen seiner Sicherheitspolitik: "Von allen Kandidaten, ist er derjenige, der mir am meisten Sicherheit vermittelt. Neben den Themen Gesundheit und Bildung liegt sein Schwerpunkt auf der Sicherheitspolitik, die die Regierung Uribe in den letzten Jahren durchgesetzt hat. Hat".
Dennoch könnte es knapp werden für den konservativen Regierungskandidaten Juan Manuel Santos. Zu sehr ist die Regierung in Skandale um Korruption und die Unterstützung rechtsgerichteter Paramilitärs verstrickt.
Zweiter Wahlgang wahrscheinlich
Antanas Mockus, der erst kürzlich bekannt gab, dass er an Parkinson erkrankt sei, wird laut Umfragen wohl auch nicht die absolute Mehrheit erreichen. Erst beim zweiten Wahlgang Mitte Juni wird sich herausstellen, ob der politische Shooting-Star Antanas Mockus Kolumbiens neuer Präsident werden wird.