Neue Inszenierung
"Hiob" am Wiener Volkstheater
Am Wiener Volkstheater ist ab heute, dem 28. Mai, eine Theaterfassung von Josef Roths Roman Hiob zu sehen. Roth schildert in dem 1930 erschienenen Roman die Geschichte des frommen Juden Mendel Singer, der Heimat, Familie und schließlich auch seinen Glauben verliert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.05.2010
Eines vorweg: Eine österreichische Erstaufführung ist es nicht - auch wenn man das am Volkstheater so ankündigt. Denn man greift auf dieselbe Fassung von Koen Tachelet zurück, die auch schon Johan Simons vor zwei Jahren bei den Wiener Festwochen gezeigt hat, doch, ein Gastspiel zähle nicht, sagt Regisseur Michael Sturminger.
Welt in Veränderung
Die Geschichte vom frommen Dorfschullehrer Mendel Singer, der wie Hiob von Gott geprüft wird und an seinen Schicksalsschlägen fast zerbricht, ist in ihrer Tragik und Dramatik wie für das Theater geschaffen. Und obwohl der Jahrhundertroman fast 50 Jahre umspannt und im russischen Schtetl genauso spielt wie in New York, ist es Tachelet gelungen ihn klug zusammenzustreichen und auf seine Essenz zu komprimieren. Die handelnden Personen werden auf die Familie Singer reduziert - ein Schauspieler übernimmt alle anderen Rollen. Die bildmächtigen Beschreibungen werden in Dialoge und Monologe aufgeteilt.
Regisseur Michael Sturminger sagt, es gehe darum, dass sich die Welt verändere und Mendel Singer am Schluss allein dastehe, mit Werten die nicht mehr halten würden.
Reduktion statt Ringelspiel
Für die sich stets verändernde Welt hat Johan Simons vor zwei Jahren das Bild vom Lebenskarusell gefunden, auf dem in blinkenden Lettern "Birth, Love and Death" standen.
Sturmingers Bühnenbild ist minimaler und neutraler - eine schwarze Bühne, ein Podest am Boden, ein zweites von der Decke schwebend. Auch den Kontext hat er verallgemeinert und obwohl Gerald Preinfalks Jazz- Improvisationen sehr jiddisch klingen, ist Sturmingers Mendel Singer, dargestellt von Günter Franzmeier nicht mehr zwangsläufig ein Jude.
Der märchenhafte Schluss - als der geheilte Menuchim, der inzwischen ein berühmter Dirigent geworden ist, den Vater besucht - wird für jeden Regisseur eine Gradwanderung, hat er doch alles Potential dazu, ins Kitschige abzugleiten.
Vielbeschäftigter Regisseur
Michael Sturminger, der bei Axel Corti studiert hat und als Filmregisseur genauso arbeitet wie als Opernregisseur tourt nebenbei auch mit seinem Jack Unterweger Stück "The infernal comedy" mit John Malkovich durch Europa. Außerdem schreibt er an einem Libretto zu "Geschichten aus dem Wiener Wald" für den Komponisten Nali Gruber und die Bregenzer Festspiele und mit Valerie Gergiev inszeniert er "Ariadne auf Naxos" in St. Petersburg.
Service
Koen Tachelet, "Hiob", nach dem Roman von Joseph Roth, ab 28. Mai 2010, Volkstheater Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Volkstheater - Hiob